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Frühgeburt: Können Stammzellen Frühchen den Frühstart ins Leben erleichtern?

Am 17. November ist Weltfrühgeborenentag

Eine Schwangerschaft dauert in der Regel 40 Wochen. Doch nicht alle Babys halten sich daran. Komplikationen bei Mutter und Ungeborenem können zur Frühgeburt, also einem Frühstart ins Leben, führen. Je nach Entwicklungsstand des Babys zum Zeitpunkt der zu frühen Geburt können schwere, lebenslange Folgen eintreten, auch wenn die moderne Medizin auf dem Gebiet der Neonatologie in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht hat. Mittlerweile haben selbst winzige Frühgeborene gute Überlebenschancen.

Light it purple

Um auf das Schicksal der kleinsten Patienten und ihrer Familien aufmerksam zu machen, gibt es den Weltfrühgeborenentag. Er findet jedes Jahr am 17. November statt. Auf der ganzen Welt engagieren sich an diesem Tag Frühchenvereine, Elterngruppen, Kliniken, Familien, Gesundheitszentren und Politiker für die Kleinsten der Kleinen. Die Aktionen reichen dabei von Informationsveranstaltungen, über Treffen und Diskussionsrunden bis hin zu Lichtinstallationen im Rahmen des Aufrufs „Light it purple“. Dabei werden am 17. November Bauwerke wie die Bosporus-Brücke (Istanbul/Türkei), Naturdenkmäler wie die Niagarafälle (Ontario/Kanada) sowie Gebäude wie das Empire State Building (New York/USA) oder die Oper von Sidney (Australien) in Lila, der Farbe der Frühchen, angestrahlt. In Deutschland beteiligen sich unter anderem das weltbekannte Heidelberger Schloss sowie das Bettenhochhaus der Charité in Berlin an dieser Aktion.

Hinter der Wahl des Datums steht ein trauriger Anlass. Am 18. November 2008 trafen sich auf Initiative der „European Foundation for the Care of Newborn Infants“ (kurz: EFCNI) in Rom Elterngruppen aus ganz Europa. Der Stiftungsgründer der EFCNI war einen Tag zuvor, nämlich am 17. November 2008, Vater einer gesund geborenen Tochter geworden. Hinter ihm aber lag ein schweres Schicksal. Im Dezember 2006 hatte er seine zu früh geborenen Drillinge verloren. Das für den Weltfrühgeborenentag gewählte Datum 17. November soll damit auch die Hoffnung, Glück und Freude symbolisieren. Es steht für das Nach-Vorne-Blicken und nicht zurück auf das erlebte Leid und die Tage des Bangens.

Frühgeburt: Das viel zu frühe Ende einer Schwangerschaft und seine Folgen

In Deutschland startet fast jedes neunte Baby zu früh ins Leben. Mit über 60.000 kleinen Patienten pro Jahr bilden die Frühchen die größte Patientengruppe bei Kindern – Tendenz bedauerlicherweise steigend. Dafür mitverantwortlich ist u. a. das gestiegene Alter der Mütter. Als Risikofaktoren für eine Frühgeburt gelten neben Rauchen, Alkoholmissbrauch und allgemeinen Schwangerschaftskomplikationen aber auch Plazentainsuffizienz oder Gestose.

Experten sprechen von einer Frühgeburt, wenn die 37. Schwangerschaftswoche noch nicht vollendet ist. Die Babys waren dann keine 260 Tage im Bauch der Mutter. Meist kommen die Kinder mit einem Geburtsgewicht unter 2.500 Gramm auf die Welt. Hiervon nochmals unterschieden werden die Frühstgeborenen. Sie starten vor der Vollendung der 30. Schwangerschaftswoche ins Leben. Ungefähr 8.000 Babys pro Jahr werden in Deutschland als Frühstgeborene geführt. Teilweise haben sie ein Geburtsgewicht von unter tausend Gramm. Das derzeit kleinste, überlebende Frühchen kam 2010 in Fulda auf die Welt. Die Schwangerschaft dauerte bis dahin 21 Wochen und fünf Tage. Das kleine Mädchen wog 460 Gramm und war 26 Zentimeter groß. Experten sehen im Moment zwischen der 22. und 24. Schwangerschaftswoche die Grenze der Überlebensfähigkeit. Hauptursache dafür ist die fehlende Lungenreife, die zum sogenannten „Atemnotsyndrom des Neugeborenen“ (ASN) oder Englisch „infant respiratory distress syndrome“ (IRDS) führt, mit dem circa 60 Prozent der Frühgeborenen vor der 30. Schwangerschaftswoche zu kämpfen haben. Die unreife Lunge produziert nur in geringem Maße Surfactant, eine für die Lungenfunktion wichtige oberflächenaktive Substanz. Als Folge kollabieren die Lungenbläschen. Der Gastaustausch wird erschwert. Es kommt zu Atemnot und Sauerstoffmangel. Viele Frühgeborene haben mit weiteren Problemen zu kämpfen. Häufige Komplikationen sind Nierenunterfunktion, Hirnblutung, Netzhautablösung oder eine nekrotisierende Enterokolitis – eine Darmentzündung, die bis zum Darmdurchbruch führen kann.

Die Spätfolgen der Frühgeburt lassen sich anfangs schwer abschätzen, da mit einer entsprechenden Frühförderung aus Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie vielfach Entwicklungsverzögerungen im Laufe der Zeit aufgeholt werden können. Doch bei extremen Frühchen ist mit bleibenden Körperbehinderungen und kognitiven Beeinträchtigungen zu rechnen. Nachweislich ist das Risiko für ADHS und Asthma bei Frühstgeborenen erhöht. Lernbehinderungen wie eine Lese-Rechtschreib-Schwäche oder Dyskalkulie können in der Schule neben motorischen Schwierigkeiten und einem verminderten Intelligenzquotienten Probleme bereiten.

Mit Nabelschnur-Stammzellen gegen Hirnschäden bei Frühgeborenen

Eine Frühgeburt ist ein hochdramatischer Moment, bei dem Sekunden über Leben und Tod mitentscheiden. Bislang wurde das Kind schnellstmöglich abgenabelt, damit die weitere Versorgung stattfinden konnte. Die Nabelschnur landete oftmals mit der Plazenta einfach im Klinikmüll. Dieses Vorgehen hinterfragen Wissenschaftler des Forschungslabors „Pränatale Medizin“ am Inselspital Bern in einer jüngsten Studie. Sie wollen langfristig die Stammzellen aus dem Nabelschnurgewebe für die Behandlung von Hirnschädigungen bei Frühgeborenen nutzen. Die sogenannte Zerebralparese oder frühkindliche Hirnschädigung ist eine häufige Komplikation bei Frühchen. Ursache dafür kann Sauerstoffmangel während oder kurz nach der Geburt aber auch eine Hirnblutung sein.

Stammzellen aus Nabelschnurgewebe haben in ersten Tierversuchen bewiesen, dass sie bei frühkindlichen Hirnschädigungen die Nervenzellen schützen und so lebenslange Beeinträchtigungen abmildern können.

Die Vision: Das Nabelschnurgewebe ist reich an mesenchymalen Stammzellen. Es wird in seine Bestandteile zerlegt. Im nächsten Schritt erfolgt die Isolation und Weiterkultivierung der Stammzellen im Labor. Sind genügend Zellen entstanden, werden die Stammzellen über ein Nasenspray den kleinen Patienten wieder verabreicht. Ihre Aufgabe ist es, Hirnschädigungen zu verhindern und die Markscheiden der Nervenzellen und Nervenbahnen zu schützen.

Bislang wurde das Verfahren nur im Tiermodell angewandt. Die Versuchsteilnehmer erhielten durch zwei Pumpstöße circa 600.000 Stammzellen in jedes Nasenloch. Bei der nicht-invasiven Methode wanderten die Stammzellen von alleine entlang der Riechbahnen ins Gehirn. Die Studie konnte nachweisen, dass sich bei den Probanden die Nervenverbindungen zwischen den Gehirnhälften sowie zum Rückenmark positiv entwickelten. Nun müssen weitere Studien folgen und klären, was beispielsweise die optimale Anzahl an Stammzellen und wann der beste Zeitpunkt der Verabreichung ist.

Vita 34-Stammzellpräparate kamen bereits bei Zerebralparese zum Einsatz

Vita 34 hat bereits bei zehn kleinen Patienten mit einer frühkindlichen Hirnschädigung die Transplantation des eigenen Nabelschnurblutes begleitet. Über die erfolgreiche Therapie bei Niklas haben wir berichtet.

Das Problem bei Frühgeborenen ist allerdings, dass sich die Stammzellen erst im letzten Schwangerschaftsdrittel aus dem Knochenmark auf Wanderschaft begeben und sich über den Blutstrom treiben lassen. Deswegen ist das Nabelschnurblut von zum errechneten Termin geborenen Babys besonders reich an Stammzellen und kann eingelagert werden. Bei Frühchen kann dieser Prozess noch nicht eingesetzt haben, so dass ihr Nabelschnurblut unter Umständen nicht die für Therapiezwecke erforderliche Menge an Stammzellen aufweist. Dies ist übrigens mit ein Grund dafür, warum öffentliche Nabelschnurblutbanken die Nabelschnurblutspende bei einer Geburt vor der 38. Woche meist ablehnen. Die jetzige Studie aus Bern zeigt allerdings, dass Mediziner möglicherweise nicht auf das Nabelschnurblut angewiesen sind, da allein die Stammzellen des Nabelschnurgewebes ausreichen, um Regenerationsprozesse anzuregen.

Für alle Fragen rund um das Thema „Nabelschnurblut und frühkindliche Hirnschädigung“ stehen Ihnen unsere Vita 34-Experten zur Seite. Rufen Sie uns kostenfrei unter 00800 034 00 000 an oder schreiben Sie uns eine E-Mail an kundenservice@vita34.at!