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Auspulsieren und Nabelschnurblut-Entnahme – geht das?

Bei der Geburt unseres Sohnes hatte sich mein Mann darauf mit am meisten gefreut – die Nabelschnur zu durchtrennen. Durch diese Verbindung wurde unser Baby während der Schwangerschaft mit Sauerstoff und allen wichtigen Nährstoffen versorgt. Heute wissen wir, dass die Nabelschnur noch viel mehr kann: Denn aus ihr lassen sich direkt nach der Abnabelung des Kindes wertvolle Nabelschnurblut-Stammzellen gewinnen.

Am Telefon oder bei Führungen durch unser Labor werde ich häufig von werdenden Eltern und auch Gynäkologen gefragt, was der richtige Zeitpunkt für die Abnabelung und Entnahme des Nabelschnurblutes ist. Denn manchmal wird die Nabelschnur rasch nach der Geburt durchtrennt, etwa bei einem Kaiserschnitt. Häufig wartet man aber auch noch einige Minuten und lässt die Nabelschnur auspulsieren.

Was ist der Hintergrund? Nach der Geburt stellt sich der kindliche Kreislauf sehr schnell auf eine Eigenversorgung um, so dass der Blutaustausch mit der Plazenta der Mutter versiegt und die Nabelschnur aufhört zu pulsieren. Sobald das Kind zu atmen beginnt, ist eine Versorgung mit Sauerstoff durch die Mutter also nicht mehr notwendig – die Nabelschnur kann abgeklemmt werden.

Grundsätzlich kann man sagen: Egal, wann das Kind abgenabelt wird, die Hebamme oder der Gynäkologe können in der Regel Nabelschnurblut entnehmen. Ich weiß jedoch aus Erfahrungen von Hebammen und Ärzten, dass die Nabelschnur erschlafft, wenn lange bis zum Abnabeln gewartet wird. Das erschwert auch dem erfahrensten Klinikpersonal die Entnahme des Nabelschnurblutes und es kann auch vorkommen, dass nur eine sehr geringe Menge oder gar kein Nabelschnurblut entnommen werden kann.

Letztendlich hängt es immer vom Geburtsverlauf und von der Entscheidung des Arztes oder der Hebamme ab, wann ein Kind abgenabelt und mit der Nabelschnurblut-Entnahme begonnen wird. Sie können aber vor der Geburt mit dem Arzt oder der Hebamme sprechen und darum bitten, dass so viel Nabelschnurblut wie möglich entnommen wird, da die Menge des Nabelschnurbluts und die darin enthaltenen Zellen für eine spätere Behandlung von Bedeutung sind. Wenn die Geburt ganz normal verläuft, steht dem überhaupt nichts entgegen.

(Dr. Margit Müller)