Lifestyle

Vornamen-Suche jenseits der Trends

Spitznamen vergeben oder durchnummerieren? Wenn in die­sem Jahr die Erstklässler eingeschult werden, müssen viele Lehrer mal wieder das Problem der Namensgleichheit lösen.

In manchen Klassen dürfte einer stattlichen Anzahl von Julians eine ebenso große Gruppe von Julias gegenübersitzen. Der Grund: 2012, also vor sechs Jahren, war Julian der beliebteste Vorname für neugeborene Jungen, während bei den Mädchen Julia den Spitzenplatz innehatte. Schon immer haben die dop­pelten Lottchen und fünffachen Leons der jeweiligen Genera­tion eines deutlich gemacht: Bei der Namenssuche für das Kind sollten nicht modische Trends den Ausschlag geben, sondern zunächst einmal einige andere Kriterien beachtet werden. Dass Namen sprichwörtlich nur Schall und Rauch sind, verkennt nämlich die Realität: Vornamen können durchaus die Entwick­lung eines Kindes prägen – leider auch negativ.

Deshalb ist es grundsätzlich ratsam, dass Eltern sich für die Namensfindung Zeit nehmen. Auch vermeintlich geniale Spon­tanentscheidungen gehören nach ein paar Tagen noch einmal auf den Prüfstand und werden dann möglicherweise ganz an­ders gesehen. Immerhin geht es für das Kind um einen Teil sei­ner Persönlichkeit, der es das ganze Leben begleiten wird. Gags, Wortspiele oder kreative Kombinationen, die Verballhor­nungen geradezu herausfordern, verbieten sich deshalb von selbst. Auch Assoziationen, die sich möglicherweise durch an­dere Träger dieses Namens ergeben werden, können eine Last sein. (Ein Promi, der heute als Namenspate herhalten muss, gilt in ein paar Jahren vielleicht als völlig „old fashioned“.) Es sollte zudem stets die Vollform eines Namens gewählt werden, denn Kurzformen oder Spitznamen ergeben sich meist ganz von alleine. Zu bedenken ist darüber hinaus, ob der gewählte Name regelmäßig zu abweichenden Schreibweisen oder fal­scher Aussprache führen könnte. Und natürlich sollte der Vor­name zum Lebensstil der Familie und auch zu möglichen Ge­schwisternamen passen.

Ob klassisch oder modern, ob biblisch oder extravagant: Das maßgebliche Auswahlkriterium ist zunächst einmal der Klang­test. Erst wenn die Kombination aus Vorname(n) und Nach­name immer wieder laut ausgesprochen wird, lässt sich ihre tat­sächliche Tauglichkeit überprüfen. Dabei wird sich auch schnell herausstellen, dass zu einem längeren Nachnamen meist ein eher kürzerer Vorname passt – und umgekehrt.

An welchem Platz der Namens-Hitparaden ein so gefundener Vorname steht, spielt dann gar keine Rolle mehr. Jenseits der aktuellen Trends gibt es nämlich unzählige Lösungen, die viel­leicht viel besser passen. Man muss nur die Augen offenhalten und sollte rechtzeitig eine Liste mit Favoriten anlegen. Übri­gens: Inzwischen ist Julia aus den Top Ten der Mädchennamen herausgefallen, dafür führt ein anderer Klassiker: In sechs Jah­ren dürfte es bei den Einschulungen eine Sarah-Schwemme geben. Und Markus oder Lorenz, die aktuell meistvergebenen Vornamen für Jungen, lagen bei deren Eltern und Großeltern auch schon mal im Trend.