Pressemitteilung vom

Adulte Stammzellen − Hoffnung für die Zukunft

2007 mehr als 1.400 klinische Studien in Indikationsgebieten allein in den USA registriert.

Leipzig. Vom therapeutischen Einsatz adulter Stammzellen versprechen sich viele Mediziner zukünftig eine Behandlungsoption für viele Krankheiten, die bislang nur unzureichend therapiert werden konnten. Welche Bedeutung der Stammzelltherapie zugeschrieben wird, zeigt sich auch in den Forschungsanstrengungen auf diesem Gebiet: Alleine im letzten Jahr wurden mehr als 1.400 klinische Studien in Indikationsgebieten von der FDA, der Arzneimittelzulassungsbehörde der USA, registriert.

Als Quelle für die adulten Stammzellen stehen derzeit vor allem das Knochenmark, peripheres Blut und in zunehmendem Maße Nabelschnurblut zur Verfügung. Letzteres hat dabei den Vorteil, dass es junge sowie besonders vitale Stammzellen mit hohem Differenzierungs- und Regenerationspotential enthält. Daher besteht die Hoffnung, dass der Einsatz dieser Zellen im Vergleich zu denen aus Knochenmark zu verbesserten Therapieergebnissen führen kann. Zudem sind die im Nabelschnurblut enthaltenen Stammzellen in der Regel frei von Viren und Keimen sowie bei Bedarf sofort verfügbar.

Grundsätzlich unterscheidet man beim Einsatz von Stammzellen die Verwendung von eigenen (autolog) und fremden (allogen) Zellen. Letztere finden vor allem bei Leukämien oder anderen Blutkrebserkrankungen Anwendung. Autologe Stammzellen werden dahingegen bei soliden Tumoren eingesetzt und sind zudem die Hoffnungsträger im Bereich der regenerativen Medizin, da keine Abstoßungsreaktionen durch das Immunsystem zu befürchten sind. Insgesamt werden Eigenstammzellen bei rund 67 Prozent aller Transplantationen verwendet.

Derzeit wird auch bei vielen Volkskrankheiten und anderen schwerwiegenden Erkrankungen der therapeutische Einsatz autologer Stammzellen erforscht. Dabei konnten bereits einige Erfolge erzielt werden:  

Herzinfarkt

Nach Schätzungen der Deutschen Herzstiftung erleiden in Deutschland jährlich circa 280.000 Patienten einen Herzinfarkt. Rund ein Drittel der Betroffenen verstirbt daran. Der therapeutische Einsatz autologer Stammzellen kann die Überlebenswahrscheinlichkeit möglicherweise wesentlich verbessern. Dabei werden die Stammzellen über die Herzkranzgefäße in das Infarktgewebe injiziert und ermöglichen eine bessere Regeneration des Herzmuskels. Erste Anwendungen zeigen vielversprechende Ergebnisse. So behandelte eine multizentrische Arbeitsgruppe um Professor Zeiher, Leiter der Kardiologie am Universitätsklinikum Frankfurt, bereits über 200 Herzpatienten erfolgreich mit deren eigenen Stammzellen.[1]  

Typ-1-Diabetes

In Deutschland erkranken jährlich circa 1.200 Kinder und Jugendliche neu an Typ-1-Diabetes. Bisher galt die Krankheit als unheilbar. Für die Betroffenen bedeutet dies, dass sie ihr Leben lang auf Diät und das Spritzen von Insulin angewiesen sind. Ein neuer Therapieansatz wurde an der Universität Sao Paulo (Brasilien) in Zusammenarbeit mit der Northwestern University Chicago (USA) entwickelt. In einer klinischen Studie wurden 13 Typ-1-Diabetes-Patienten erstmals erfolgreich mit eigenen Stammzellen behandelt. Bei allen Patienten kam es zu einer Verbesserung der eigenen verbliebenen Insulinproduktion und fast alle behandelten Patienten konnten zeitweise gänzlich auf die Gabe von Insulin verzichten.[2] Anders gingen Wissenschaftler der Universität Florida in Gainsville vor: Sie gaben Kindern mit neu aufgetretenem Diabetes eigene Nabelschnurstammzellen, die seit der Geburt eingelagert waren. Die auf diese Weise behandelte Gruppe (14 Kinder) erreichte mit geringerer Insulingabe eine bessere Kontrolle des Diabetes als diejenige Kontrollgruppe, die ohne Nabelschnurblut behandelt wurde.[3] Die Wissenschaftler erklären dies mit einer Normalisierung des gestörten Immunsystems.[4]  

Regeneration von Nervenzellen

Dr. Paul Kingham und sein Team vom United Kingdom Centre for Tissue Regeneration in Manchester arbeiten derzeit daran defekte, Nervenzellen durch Stammzellen zu regenerieren. Laut Kingham eignet sich dieser Ansatz zunächst für die Behandlung von Patienten mit unfallbedingten Nervenverletzungen in Armen und Beinen.[5]  

Leberzellkarzinom

Weltweit ist das Leberzellkarzinom (HCC) mit 500.000 – 1.000.000 Neuerkrankungen pro Jahr der fünfthäufigste bösartige Tumor und die dritthäufigste tumorbedingte Todesursache. Bei dieser Tumorart setzte die Universität Düsseldorf erfolgreich adulte Stammzellen ein: Patienten mit Leberzellkarzinom wurden ihre eigenen Knochenmarkstammzellen entnommen, um mit diesen die notwendige Regeneration des Lebergewebes im Rahmen der Krebstherapie zu unterstützen.[6]  

Neurodegenerative Erkrankungen

Eine beachtliche neue Therapieoption für diese bislang kaum zu behandelnden Erkrankungen wird derzeit an der Universität von Kalifornien in Irvine erforscht: Hier haben Wissenschaftler adulte Stammzellen genutzt, um das Erinnerungsvermögen von Mäusen zu verbessern. Forschungsleiter Mathew Blurton-Jones sagte über das Ergebnis: „Dies ist einer der ersten Berichte über eine Stammzelltransplantation, bei der das Erinnerungsvermögen wieder instand gesetzt werden konnte. Es verdichten sich die Erkenntnisse, dass Stammzellen nicht nur bei der Behandlung von Erkrankungen mit Ausfall von motorischen Funktionen nützlich sind. Sie könnten ebenso bei Schlaganfällen oder traumatischen Hirnverletzungen und sogar potentiell bei Alzheimererkrankungen helfen“[7]. Auch bei anderen Erkrankungen, wie angeborenen Herzklappenfehlern oder Stressinkontinenz wird derzeit der Einsatz von adulten Stammzellen untersucht[8, 9]. Bei vielen der genannten Indikationen stehen bereits autologe NSB-Stammzellen im Fokus der aktuellen Forschung, da man deren besondere Eigenschaften für die Therapie nutzen will.  

 

Über Vita 34

Als lebenslange Gesundheitsvorsorge können Eltern Nabelschnurblut-Stammzellen bei VITA 34 einlagern lassen. Das Unternehmen wurde 1997 von Ärzten in Leipzig gegründet und ist damit die älteste und führende Nabelschnurblutbank im deutschsprachigen Raum. Bislang haben sich mehr als 46.000 Eltern entschieden das Nabelschnurblut ihres Kindes bei VITA 34 einlagern zu lassen.  

 

Literatur:

  • [1] Zeiher A.M. et al, ”Improved clinical outcome after intracoronary administration of bone-marrow-derived progenitor cells in acute myocardial infarction: final 1-year results of the REPAIR-AMI trial”, European Heart Journal 2006; 27 (23): 2775-83.
  • [2] Voltarelli, J.C. et al, „Autolgogous Nonmyeloablative Hematopoetic Stemm Cell Transplantation in Newly Diagnosted Type 1 Diabetes Mellitus“, Journal of the American Medical Association 2007; 297: 1568-1576.
  • [3] Kingham, Paul J. et al, “Adipose-derived stem cells differentiate into a Schwann cell phenotype and promote neurite outgrowth in vitro”, Experimental Neurology 2007; 207 (2): 267-274.
  • [4] Haller M.J. et al, ”Insulin Requirements, HbA1c, and Stimulated C-peptide following Autologous Umbilical Cord Blood Transfusion in Children with T1D”, American Diabetes Association´s 67th Scientific Sessions 2007; # Abstr. 0313-OR.
  • [5] Viener H. et al., “Changes in Regulatory T Cells Following Autologous Umbilical Cord Blood Transfusion in Children with Type 1 Diabetes”, American Diabetes Association´s 67th Scientific Sessions 2007; # Abstr. 0314-OR.
  • [6] Fürst, G. et al, “Portal Vein Embolization and Autologous CD133+ Bone Marrow Cells for Liver Regeneration: Initial Experience”, Radiology 2007; 243: 171-179
  • [7] Yamasaki, T.R. et al, “Neural Stem Cells Improve Memory in an Inducible Mouse Model of Neuronal Loss”, The Journal of Neuroscience 2007; 27: 11925-11933.
  • [8] Schmidt D. et al, “Engineering of biologically active living heart valve leaflets using human umbilical cord-derived progenitors cells”, Tissue Eng 2006; 12: 3223-3232.
  • [9] Lee J.N. et al, “Early phase I/II clinical trial results for human cord blood stem cell injection therapy for stress urinary incontinence”, American Urological Association 2007 Annual Meeting; #Abstr. 1672.