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Weltkrebstag: Stammzellen in der Krebstherapie geben Patienten neue Hoffnung

Jedes Jahr am 04. Februar ist Weltkrebstag. Der Aktionstag wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gemeinsam mit der Internationalen Vereinigung gegen Krebs (UICC) und weiteren Organisationen 2006 ins Leben gerufen. Ziel ist es, die Vorbeugung, Erforschung und Behandlung von Krebserkrankungen ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und über Karzinome und Tumore aufzuklären.

Wie wichtig es ist, sich mit dieser bedrohlichen Krankheit zu befassen, zeigt ein Blick in die Zukunft. Laut UICC-Angaben erhalten derzeit jährlich mehr als zwölf Millionen Menschen auf der Welt die Diagnose „Krebs“. 7,6 Millionen sterben jedes Jahr daran. Für das Jahr 2030 wird bereits mit ca. 26 Millionen neuen Krebsdiagnosen weltweit gerechnet – schätzungsweise 17 Millionen Menschen werden ihrer Krebserkrankung erliegen. Und die Prognosen für die Folgejahre sind alarmierend, denn die Zahl der Krebsfälle wird weiter ansteigen.

 

Einsatz von Stammzellen in der Krebstherapie

Vita 34 möchte den Weltkrebstag nutzen, um neue Ansätze durch eine Stammzelltherapie in der Tumorbehandlung vorzustellen. Glich früher so manche Krebsdiagnose einem Todesurteil, gibt es heute durchaus Hoffnung auf Heilung – dank neuer Erkenntnisse und Behandlungsmethoden aber zumindest einen längeren Aufschub bei guter Lebensqualität. Diese positive Entwicklung wäre ohne die Erfolge der Stammzellforschung nicht möglich gewesen wären.

Als Standardtherapie ist die Stammzelltransplantation bereits bei vielen Krebsarten des blutbildenden wie auch des Lymph-Systems fest etabliert. Neben dem multiplen Myelom zählen die akuten und chronischen Leukämien (AML/CML sowie ALL/CLL) genauso dazu wie Lymphome, insbesondere das Hodgkin-Lymphom und das Non-Hodgkin-Lymphom. Für viele Patienten mit dieser Diagnose ist die Stammzelltransplantation die letzte Rettung, wenn Chemotherapie und Bestrahlung versagen und der Krebs nach kurzer Zeit zurückkehrt. Als Quellen für die benötigten Stammzellen stehen das Blut, das Knochenmark sowie die Nabelschnur und das in ihr enthaltene Nabelschnurblut zur Verfügung. Die Alleskönner-Zellen werden dem Empfänger selbst entnommen – in diesen Fällen sprechen Fachleute von einer autologen Transplantation. Oder sie stammen von einem Spender mit passenden Gewebemerkmalen – dann handelt es sich um eine allogene Transplantation.

 

Stammzelltransplantation regt Blutneubildung nach schwerer Chemotherapie an

Doch immer öfter versuchen Ärzte auch anderen Krebspatienten mit einer Stammzelltransplantation zu helfen, so auch bei der jüngsten Anwendung eines bei Vita34 eingelagerten Stammzelldepots. Kurz vor Weihnachten erhielt eine kleine spanische Patientin eine Stammzelltransplantation, die im Rahmen der Behandlung ihrer Erkrankung an einem Neuroblastom erforderlich wurde. Dabei griffen die Mediziner auf die bei Vita 34 eingelagerten, eigenen (autologen) Stammzellen aus der Nabelschnur des 5-jährigen Mädchens zurück.

Bei einem Neuroblastom handelt es sich um die dritthäufigste Krebserkrankung im Kindesalter. Statistisch ist eines von 5.000 Kindern weltweit betroffen. Die bösartigen Tumore des Neuroblastoms entstehen aus Zellen des embryonalen Nervensystems und können sowohl im Kopf als auch im Hals- und Nackenbereich sowie im Brust-, Bauch- und Beckenraum auftreten. Neuroblastome können sehr aggressiv sein, dann beträgt die Überlebensrate lediglich 20 bis 40 Prozent. Abhängig vom Erkrankungsstadium der Patienten erfolgt zunächst eine Hochdosis-Chemotherapie mit anschließender operativer Entfernung des Tumors. Meist ist zusätzlich eine Bestrahlung erforderlich. Die sehr starke Therapie hat selbstverständlich Nebenwirkungen. Sie greift oft auch das blutbildende System an. Dann kann der Körper nicht mehr genügend rote und weiße Blutkörperchen sowie Blutplättchen produzieren. Die Folge: Der Sauerstofftransport ist gestört, Krankheitserreger können schlechter abgewehrt werden und die Blutgerinnung funktioniert nicht mehr korrekt. Mediziner versuchen, bei solchen Komplikationen mit einer autologen Stammzelltransplantation die Blutbildung nach einer Hochdosis-Chemotherapie und Bestrahlung wieder zu beleben und so die Überlebensrate bei einer Krebserkrankung signifikant zu steigern.

 

Ursachen von Krebs

Die Ursachen von Krebs sind vielfältig. Meist jedoch handelt es sich um das verhängnisvolle Zusammenspiel von Umweltfaktoren und Zufall: Körperzellen können plötzlich und unvorhersehbar entarten und Mutationen bilden. In diese komplexen Prozesse spielt jedoch nicht selten die Lebensweise mit hinein. Alkohol- und Nikotinkonsum beispielsweise begünstigen verschiedene Krebsarten, weil beim Abbau im Körper Giftstoffe entstehen, die die Körperzellen schädigen. Strahlung, krebserregende Stoffe (Karzinogene) wie Benzol, Asbest oder Dieselabgase und so manche Virusinfektionen wie das Epstein-Barr-Virus (EBV), Humane Papillomviren (HPV) oder das Hepatitis-C-Virus (HCV) können ebenfalls dafür verantwortlich sein, dass sich normale Körperzellen plötzlich verändern und als Krebszellen rasant vermehren.

Forscher verstehen mittlerweile immer besser die Zusammenhänge, wie aus normalen Stammzellen Krebsstammzellen werden. Diese Tumorstammzellen sind deshalb so gefährlich, weil sie beständig Nachschub an neuen Krebszellen liefern. Sie lassen die Geschwulst wachsen und streuen, da Tumorstammzellen im Körper auch auf Wanderschaft gehen können. Mit dem Blutkreislauf oder über das Lymphsystem gelangen sie in andere Gewebe und können dort metastasieren, d. h. Tochtergeschwülste ausbilden. Noch tückischer: Krebsstammzellen nisten sich in sogenannten Stammzellnischen im Körper ein und „verstecken“ sich so vor dem Immunsystem. In diesem Ruhemodus können ihnen Chemotherapie und Bestrahlung kaum etwas anhaben. Nach Monaten oder Jahren erwachen sie an ihrem Rückzugsort und werden wieder aktiv. Der Patient erleidet einen Krebsrückfall, ein sogenanntes Rezidiv.

Kürzlich konnten Wissenschaftler jedoch nachweisen, dass Botenstoffe aus der Klasse der Interferone nicht nur die schlafenden, normalen Stammzellen aufwecken und zur Zellteilung anregen können, sondern nachweislich auch die schlafenden, speziellen Krebsstammzellen aktivieren können. Die Experten hoffen daher, dass aktivierte Krebsstammzellen vom Immunsystem erkannt und eliminiert bzw. durch Chemotherapie und Bestrahlung in den Zelltod getrieben werden können.

 

Auf den Patienten zugeschnittene Stammzelltherapie ist nicht länger Science-Fiction

Hoffnungsvolle Nachrichten für Patienten mit einem Hirntumor kamen kürzlich aus den USA. An der Harvard Medical School in Boston/USA gelang es, Stammzellen so zu manipulieren, dass sie sich den Weg zum Tumor im Körper selbst suchen und dort zielgerichtet Toxine ausschütten, die die Krebszellen absterben lassen. Das wäre ein enormer Fortschritt für die Erkrankten, denn bei Hirntumoren gelingt es Zytostatika, also in der Krebstherapie verwendeten Medikamenten, derzeit kaum, die Blut-Hirn-Schranke im Körper zu überwinden. Somit kann die betroffene Stelle gar nicht medikamentös erreicht werden. Operationen am Gehirn sind sehr riskant, manche Tumore auch gar nicht operabel. Dann blieb den Ärzten bislang nur die Option der Bestrahlung. Hier muss allerdings ebenfalls abgewogen werden zwischen gezieltem Zerstören des Tumorgewebes durch hochfrequente Strahlen und der Schonung des umgebenden, gesunden Gehirngewebes, um Folgeschäden wie Lähmungen, Konzentrationsstörungen oder Dauerkopfschmerzen zu vermeiden.

Das neue Verfahren wurde bislang im Labor getestet. Erforderlich dafür waren zunächst zwei Schritte: Die Stammzellen wurden so modifiziert, dass sie das vom Bakterium Pseudomonas aeruginosa hergestellte Endotoxin selbst produzieren können. Sobald dieses Gift in Zellen eindringt, lässt es sie absterben. Deswegen mussten die Forscher die modifizierten Stammzellen zusätzlich so verändern, dass sie sich nicht selbst zerstören. Dazu wurde in das Stammzellgenom eine Mutation eingefügt, die die Stammzelle gegen das Endotoxin immun machte. Nun konnten die Stammzellen ihre tödliche Fracht ausliefern und im Labor erfolgreich den Tumor zerstören. Die Forscher hoffen, dass dieser Therapieansatz innerhalb weniger Jahre auch für die Anwendung am Menschen zur Verfügung steht. Oder wie es amerikanische Forscher beschreiben: „Es ist nicht länger Science-Fiction, es ist einfach Science (Wissenschaft).“

Derzeit arbeiten Wissenschaftler mit Hochdruck daran, ähnliche Verfahren auch bei anderen, Tumorarten wie beispielsweise Brustkrebs, Darmkrebs oder Pankreaskarzinomen zu nutzen, um den Krebs direkt an der Wurzel zu packen. Der Trend der Zukunft in der Krebstherapie geht damit mehr und mehr zur individuellen Tumortherapie und Stammzellen scheinen dabei wichtige Helfer der Mediziner zu sein. Gut, wenn man als Patient dann auf ein Depot eigener Stammzellen zurückgreifen kann. So wie das 5-jährige Mädchen aus Spanien, deren Eltern vor ihrer Geburt Weitblick bewiesen haben und für die Zukunft vorsorgten: Sie haben sich frühzeitig für eine Einlagerung der Stammzellen aus der Nabelschnur ihrer Tochter entschieden.