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Weltdiabetestag: Dem Zucker den Kampf ansagen

Am 14. November ist Weltdiabetestag. Seit dem ersten Aktionstag 1991 steht er jeweils unter einem besonderen Motto, mit dem der Fokus auf ein konkretes Thema gelenkt werden soll. Die Jahre 2014 bis 2016 stehen unter der Überschrift „Gesundes Leben und Diabetes: Schützen Sie unsere Zukunft“. Wie wichtig die Prävention ist, zeigen aktuelle Zahlen. So leben nach dem Deutschen Gesundheits-Survey aus dem Jahre 2012 geschätzte 7,2 Prozent der deutschen Bevölkerung mit einem behandelten Diabetes. Hinzu kommen nochmals ungefähr 2,1 Prozent der Deutschen, die einen unentdeckten Diabetes haben. Damit betrifft die Erkrankung vermutlich fast jeden zehnten Mitbürger. Die Zahl der Neuerkrankungen steigt außerdem kontinuierlich, sodass die Befürchtungen groß sind, dass sich Diabetes ähnlich wie die Herz-Kreislauf-Erkrankungen zur Volkskrankheit entwickelt.

 

Was versteht man unter Diabetes?

Als Diabetes mellitus werden all jene Stoffwechselkrankheiten bezeichnet, die die Regelung des Zuckerstoffwechsels betreffen. Daher erklärt sich auch das innerhalb der Bevölkerung häufig verwendete Synonym „Zuckerkrankheit“. Bei Diabetikern wird in der Regel das blutzuckersenkende Hormon Insulin nicht oder nicht mehr in ausreichender Menge produziert. Damit der Blutzuckerspiegel kontrollierbar bleibt, müssen die Patienten künstlich Insulin zuführen und auf ihre Ernährung achten. Die Lebensqualität gut eingestellter Diabetes-Patienten hat sich in den letzten Jahren stetig verbessert. Doch unerkannt drohen bei Diabetes gravierende Langzeitschäden. Sie reichen vom Nierenversagen bis hin zur Amputation von Gliedmaßen. Es drohen Nervenschäden und Schäden an den Blutgefäßen. Damit einher geht auch ein deutlich höheres Schlaganfallrisiko.

 

Ist Diabetes gleich Diabetes?

Prinzipiell unterscheiden Experten zwischen zwei Diabetes-Typen: Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2.

Diabetes Typ 1

Diabetes mellitus Typ 1 tritt häufig bereits in jungen Jahren auf. Hierbei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Der Körper greift dabei sogenannte Inselzellen in der Bauchspeicheldrüse an, in denen das Insulin produziert wird, und zerstört sie im Laufe der Jahre. Nachgewiesen ist mittlerweile, dass mehr als 20 Gene an der Entstehung von Diabetes mellitus Typ 1 beteiligt sein können. Experten sehen jedoch auch einen Zusammenhang mit Umweltfaktoren, die die Autoimmunreaktion auslösen können. Dazu zählen bestimmte Virenstämme wie zum Beispiel das Rötelnvirus oder das Herpesvirus, aber auch Toxine während der Schwangerschaft. Ferner gibt es Zusammenhänge zwischen einem Vitamin-D-Mangel sowie einer Atemwegsinfektion im Säuglingsalter und einer späteren Erkrankung an Typ-1-Diabetes. Obwohl sich die Forschung seit Jahren bemüht, die Entstehung von Diabetes mellitus Typ 1 zu verstehen, sind noch viele Fragen offen. Konsens herrscht allerdings darüber, dass bei der Entwicklung des Immunsystems eine Fehlprägung erfolgt, die Körperabwehr fälschlicherweise vermehrt auf die Insulin-Eiweiße reagiert und so den besonderen Zelltyp in der Bauchspeicheldrüse angreift und zerstört.

Diabetes Typ 2

Diabetes Typ 2 wurde früher häufig als Altersdiabetes bezeichnet, weil er erst spät im Leben auftrat. Doch die Patienten werden immer jünger. Eine der Ursachen dafür wird im modernen Lebensstil gesehen: zu viel Ungesundes kombiniert mit wenig Bewegung führen dazu, dass immer mehr Menschen unter Übergewicht leiden. Übergewicht wiederum gilt als einer der größten Risikofaktoren für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes. Bei diesen Patienten produziert zwar die Bauchspeicheldrüse Insulin in ausreichender Menge, das Hormon kann aber an dem eigentlichen Zielort, den Zellmembranen, nicht mehr richtig wirken. Man spricht dann von einer Insulinresistenz. Diabetes Typ 2 kann über lange Zeit unerkannt bleiben, weil die Bauchspeicheldrüse die benötigten, hohen Insulinmengen vorübergehend produzieren kann. Doch irgendwann sind die Grenzen erreicht und der Blutzuckerspiegel gerät außer Kontrolle. Dann erfolgt zunächst meist eine Einstellung über Tabletten. Erst bei fortgeschrittenem Krankheitsverlauf müssen Typ-2-Diabetiker ähnlich wie Typ-1-Diabetiker Insulin spritzen. Bei vielen Typ-2-Patienten bringt jedoch eine Änderung der Verhaltensweisen bereits sehr viel: Mehr Bewegung, eine gesunde, ballaststoffreiche und kalorienreduzierte Ernährung sowie der Abbau überflüssiger Pfunde sorgen dafür, dass sich die Blutwerte normalisieren und die Medikamente in manchen Fällen sogar wieder abgesetzt werden können.

 

Diabetes-Therapie

Typ-1-Diabetes wird meist mit Insulin behandelt. Dafür müssen die Patienten mehrmals täglich den Blutzuckerspiegel messen und vor den Mahlzeiten entsprechend Insulin zuführen. Entweder der Patient spritzt über einen Insulinpen, eine Art Stift, das Hormon selbst oder er hat eine Insulinpumpe, die nach einer vorgegebenen Programmierung das Hormon automatisch abgibt. Schwankungen beim Blutzuckerspiegel lassen sich jedoch nicht immer vermeiden, auch wenn penibel auf die Ernährung und ausreichende Bewegung geachtet wird. Gefährlich wird es für Diabetiker, wenn es zur Unterzuckerung, einer Hypoglykämie, kommt. Dann muss Glucagon als Gegenspieler des Insulins schnellstmöglich zum Einsatz kommen.

Bei vielen Diabetes-Patienten lässt sich der Blutzuckerspiegel recht gut regulieren. Doch bei einigen kommt es regelmäßig zu gefährlichen Schwankungen. Wenn dann die typischen Anzeichen aufgrund einer Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörung nicht rechtzeitig erkannt werden, droht im schlimmsten Fall ein diabetisches Koma. Diesen Patienten versuchen die Mediziner heute mit einer Transplantation von Inselzellen zu helfen. Dazu werden aus der Bauchspeicheldrüse von Organspendern die „Langerhannsschen Inselzellen“ entnommen und aufbereitet. Danach bekommt der Empfänger die Zellen in die Pfortader der Leber gespritzt. Im feinen Geäst der Blutversorgung für die Leber wachsen die neuen Inselzellen an und produzieren Insulin. In der Regel ist damit der Diabetes zwar nicht komplett ausgeheilt, jedoch verschwinden die starken Blutzuckerschwankungen und die tägliche Insulindosis kann deutlich reduziert werden.

Für eine Transplantation müssen jedoch immer genügend Spenderorgane zur Verfügung stehen. Außerdem müssen die Gewebemerkmale von Spender und Empfänger übereinstimmen, damit es zu keinen Abstoßungsreaktionen kommt. Wissenschaftler forschen deswegen an einer Alternative: Die Entstehung von neuen Langerhannsschen Zellen aus dem eigenen Gewebe des Patienten. Große Hoffnungen werden hier in die Stammzellforschung gesetzt. Gelingt es, adulte, pluripotente Stammzellen in insulinproduzierende Zellen umzuwandeln, stände eine Diabetes-Therapie zur Verfügung, die das Potenzial hätte, die Krankheit vollständig zu heilen. Die regenerative Medizin hofft sogar, eine neue Bauchspeicheldrüse wachsen lassen zu können.

Bei Kindern und Jugendlichen mit einem neu diagnostizierten Diabetes verfolgen die Forscher jedoch noch einen anderen Ansatz. Hier wurden in ersten klinischen Studien die jungen Patienten zügig nach der Diagnose mit den Stammzellen aus ihrem eigenen, eingelagerten Nabelschnurblut behandelt. Es zeigte sich, dass die Blutzuckerwerte sanken und sie langfristig deutlich weniger Insulin benötigten. Die Forscher glauben, dass die Immunabwehr regulierenden T-Zellen im Nabelschnurblut das außer Kontrolle geratene eigene Abwehrsystem so in Schach halten, dass die weitere Zerstörung der Insulin produzierenden Zellen verhindert wird. Und auch Vita 34 unterstützt die Forschungsaktivitäten und ging in der einzigen klinischen Studie in Europa mit bei uns gelagertem Nabelschnurblut der Frage nach, ob die Zerstörung der Insulin produzierenden Zellen durch eigenes Nabelschnurblut gestoppt werden kann.

Es gibt noch weitere Anwendungsfelder für Stammzellen in der Behandlung von Diabetikern. Viele Patienten leiden als Folge ihrer Erkrankung zum Beispiel auch an schlecht heilenden Wunden. Ulcus cruris, das offene Bein, ist eine gefürchtete Diabetes-Komplikation. Hier können Stammzellen aus Nabelschnurblut ebenfalls helfen, die Erneuerung des Gewebes anzuregen und so die Wunde zu verschließen. Auch hofft man langfristig darauf, die bei Diabetikern häufig auftretenden Schäden am Auge wie die Diabetische Retinopathie, eine Erkrankung der Netzhaut, oder Katarakte, eine Trübung der Linse, mithilfe der Stammzellen behandeln und so dauerhaft die Sehfähigkeit erhalten zu können. Bis die Stammzelltherapie zu einem Standard für alle Diabetiker wird, werden noch einige Jahre vergehen, aber schon jetzt können Stammzellen dabei helfen, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.

Nutzen Sie die Vorsorgetermine bei Ihrem Hausarzt und lassen Sie regelmäßig Ihre Blutzuckerwerte bestimmen. Eine abwechslungsreiche, ballaststoffreiche Ernährung sowie ausreichende sportliche Aktivitäten tragen dazu bei, das eigene Diabetes-Risiko zu senken.