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TREG-Zellen: Die Diplomaten des Immunsystems

Alljährlich schaut die Welt nach Stockholm und staunt über die faszinierenden Entdeckungen, die dort mit dem Nobelpreis für Medizin und Physiologie ausgezeichnet werden. Dabei vergisst die Öffentlichkeit nur allzu leicht, dass es viele weitere renommierte Preise gibt, die allerdings nicht ganz so viel Publicity erhalten wie die von Alfred Nobel gestiftete Auszeichnung. Die mit diesen Preisen gewürdigten Leistungen von Wissenschaftlern sind nicht minder relevant für unser heutiges Verständnis des menschlichen Organismus und die Medizin der Zukunft.

Regulatorische T-Helferzellen sind das Friedenscorps unseres Körpers

Ein Beispiel ist der „Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis“, der immer am 14. März, dem Geburtstag von Paul Ehrlich, in der Frankfurter Paulskirche verliehen wird. Die Auszeichnung geht 2020 an den japanischen Immunologen Shimon Sakaguchi. Damit würdigt die Paul-Ehrlich-Stiftung seine bahnbrechende Entdeckung der TREG-Zellen, wie die regulatorischen T-Zellen auch genannt werden. Dank der TREG-Zellen bleibt das Immunsystem so in der Balance, dass Gefahren weder überschätzt noch unterschätzt werden. Für unsere Gesundheit ist dieses „Diplomatische Corps“ von entscheidender Bedeutung.

Erkennt das Immunsystem fremde Zellen nicht als Eindringlinge an und attackiert sie nicht, so kann sich binnen kurzer Zeit eine lebensgefährliche Infektion entwickeln. Kommt es zu einer überschießenden Reaktion und das Immunsystem reagiert auf eigentlich harmlose Stoffe mit der geballten Abwehr-Power, so ist dies jedoch auch nicht gut. Eventuell wird dabei sogar körpereigenes Gewebe angegriffen und zerstört. Solche Autoimmunreaktionen, zu denen beispielsweise Asthma, Diabetes, Rheuma oder auch Multiple Sklerose gehören, können schlimme Folgen und lebenslange Therapien nach sich ziehen.

 

Als Teil des adaptiven Immunsystems sorgen sie für die notwendige Balance

TREG-Zellen sind Teil des adaptiven Immunsystems und sorgen dafür, dass die Körperabwehr im Lot bleibt. Sie gelten daher unter Wissenschaftlern als Garant für die Selbsttoleranz. Mit Selbsttoleranz wird in der Fachliteratur die Fähigkeit des Organismus beschrieben, zu unterscheiden, was zum Körper gehört (= Freund) und was fremd ist (= Feind). Passieren dabei Fehler, kommt es zu einer Vielzahl von Komplikationen: Autoimmunerkrankungen, Allergien oder Abstoßungsreaktionen drohen. Die TREG-Zellen schützen außerdem nützliche Bakterien des Mikrobioms im Darm. Ein heranwachsender Fötus im Mutterleib hätte ohne diesen ganz besonderen Zelltyp ebenfalls keine Chance, sich zu entwickeln und nach neun Monaten geboren zu werden. Der Körper würde ihn bereits in einem sehr frühen Stadium der Schwangerschaft abstoßen.

Die TREG-Zellen sind also die „Blauhelme des Immunsystems“ und helfen, das „auf Kampf gebürstete Abwehrbollwerk“, insbesondere die Killerzellen, zu befrieden.

 

Parallelen in der Entdeckungsgeschichte

Zwischen der Geschichte der T-Helferzellen und den Stammzellen gibt es übrigens viele Parallelen – beispielsweise auch der späte, endgültige Nachweis. Rückblickend war sowohl bei den Stammzellen als auch bei den regulatorischen T-Helferzellen ein Vorhandensein sehr naheliegend, doch der Nachweis des besonderen Zelltyps gestaltete sich schwierig und brauchte einen langen Atem. So wurde beispielsweise die Existenz von Blutstammzellen erst 1961 von den kanadischen Forschern James Till und Ernest McCulloch nachgewiesen – fast 100 Jahre nachdem Ernst Haeckel erstmals den Begriff „Stammzelle“ verwandte.

Ganz ähnlich verlief auch die Geschichte der Entdeckung der TREG-Zellen: Noch in den 1960er und 1970er Jahren ging die große Mehrheit der Wissenschaftler und Mediziner davon aus, dass die Selbsttoleranz des Körpers ausschließlich im Thymus festgelegt wird. Die Thymusdrüse sitzt beim Menschen hinter dem Brustbein. In diese Drüse wird ein Teil der Immunzellen geschickt, die sich aus lymphatischen Stammzellen ausdifferenzieren. Sie sollen dort reifen und dabei lernen, zwischen „körperfremd“ und „körpereigen“ zu unterscheiden. Werden die Immunzellen aus dem „Bootcamp“ entlassen, wüssten sie genau, was sie tun müssen – so lautete die damalige Meinung. Aufpasser-Zellen außerhalb des Thymus waren in dieser Vorstellung nicht notwendig.

 

Sakaguchi ließ sich nicht beirren

Der diesjährige Preisträger des „Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preises“ war jedoch anderer Meinung und bezweifelte daher die gängige Annahme. Sakaguchi versuchte, seine Thesen mit einer Reihe von Experimenten zu belegen. Er glaubte, dass es diese Aufpasser-Zellen doch gibt und sie sich durch identifizierbare Merkmale von den anderen T-Zellen unterscheiden. Erst Mitte der 1990er Jahre gelang der Durchbruch und der Beweis konnte erbracht werden: Beide Zelltypen, sowohl die normalen T-Zellen als auch die regulatorischen T-Zellen verlassen gemeinsam den Thymus. Die regulatorischen T-Zellen sorgen jedoch dafür, dass jene T-Zellen, die im „Bootcamp“ nicht ganz so gut aufgepasst hatten und daher die Lektion in Selbsttoleranz etwas verschliefen, später im Körper nicht Amok laufen, sondern beständig gebremst werden.

Wie wichtig die TREG-Zellen für unser Leben sind, zeigen die tragischen Fälle von Patienten mit dem seltenen IPEX-Syndrom. IPEX steht dabei als Akronym für Immundysregulation-Polyendokrinopathie-Enteropathie-X-chromosomal. Die Patienten besitzen von Geburt an keine regulatorischen T-Zellen und entwickeln daher schon sehr früh schwere Autoimmunerkrankungen.

 

TREG-Zellen können heilen

Seitdem ihre Existenz bekannt ist, faszinieren die TREG-Zellen die Wissenschaftler. Für eine Vielzahl von Therapien scheinen sie perfekte Zielmoleküle zu sein. Die „Diplomaten-Zellen“ müssen je nach Krankheitsbild auf unterschiedliche „Missionen“ geschickt werden. Sie können helfen, Krankheiten zu heilen, bei denen das Immunsystem aus dem Ruder läuft und überreagiert. Als Beispiel für eine solche Klasse ist der Diabetes mellitus Typ 1 zu nennen, bei dem das Immunsystem die insulinproduzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse angreift und zerstört, woraufhin der Körper nicht mehr in der Lage ist, den Blutzuckerspiegel korrekt zu regulieren. Für die Behandlung dieser Klasse von Krankheiten (Autoimmunerkrankungen, Allergien oder Abstoßungsreaktionen) muss es den Forschern für eine Therapie gelingen, die TREG-Zellen so zu stärken, damit sie die Kraft haben, die unerwünschte Immunreaktion zu unterbinden.

Doch auch genau der umgekehrte Fall kann schwere Krankheiten auslösen, wenn das Immunsystem eben nicht mit allen Mitteln gegen Eindringlinge oder entartete Zellen vorgeht. Bei Tumoren beispielsweise gilt es, die TREG-Zellen so zu dämpfen, dass die Körperabwehr entschlossen und mit dem komplett verfügbaren „Waffenarsenal“ gegen die Krebszellen vorgeht.

Entsprechende Ansatzpunkte und Konzepte sind dank der Beharrlichkeit von Shimon Sakaguchi bereits entwickelt. Die ersten Therapien werden heute schon in klinischen Studien getestet. Sakaguchi selbst kann sich jetzt zunächst über den „Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis“ freuen. Vielleicht hält er eines Tages sogar den Medizin-Nobelpreis in seinen Händen. Unter seinen Kollegen gilt er als ein sehr aussichtsreicher Kandidat.

 

Nabelschnurblut enthält neben Stammzellen auch TREGs

Das Nabelschnurblut Neugeborener enthält nicht nur besonders viele Stammzellen, vor allem die für die Blutbildung wichtigen hämatopoetischen Stammzellen, sondern gilt unter Medizinern auch als hervorragende Quelle für die regulatorischen T-Zellen . Es lässt sich unmittelbar nach der Geburt einfach gewinnen und aufbewahren.

Bei Vita 34 frieren wir das sogenannte Vollblut ein – also das komplette Nabelschnurblut mit allen Zellbestandteilen und dem Plasma. Wir sind überzeugt davon, dass es später für die Therapie nur von Vorteil sein kann, wenn die komplette Zellumgebung und damit alle Kommunikations- und Interaktionswege erhalten bleiben. Andere Nabelschnurblutbanken verfolgen einen anderen Ansatz und setzen auf die Separation der Stammzellen. Hier kann ein deutlich verringertes Blutvolumen im Kryotank gelagert werden. Das hilft, die Einlagerungskosten zu senken.

Dabei können jedoch noch nicht erforschte Bestandteile verlorengehen und später für Therapien nicht mehr zur Verfügung stehen. Für Vita 34 kam ein solches Vorgehen nie in Frage. Für uns haben höchste Qualität und höchste Sicherheit stets oberste Priorität.

Haben Sie Fragen zu Nabelschnurblut oder zu einzelnen Bestandteilen wie Stammzellen beziehungsweise den regulatorischen T-Zellen, dann können Sie sich während der Geschäftszeiten an unsere kostenlose Vita 34-Infoline unter 00800 034 00 000 wenden. Hier stehen Ihnen unsere Experten Rede und Antwort. Oder schreiben Sie uns einfach eine Mail an kundenservice@vita34.at. Wir melden uns dann so schnell wie möglich bei Ihnen.