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Inkontinenz: Mit Hilfe von Stammzellen „wieder ganz dicht werden“

Am 30. Juni ist Internationaler Inkontinenztag

Inkontinenz ist leider noch immer ein gesellschaftliches Tabu. Betroffene getrauen sich kaum, in der Öffentlichkeit das Thema anzusprechen – nämlich, dass sie „nicht mehr ganz dicht sind“ und bei ihnen unkontrolliert Harn oder Stuhl abgeht.

An diesem Tabu will der Internationale Inkontinenztag rütteln und Betroffene ermutigen, zu ihrem Problem zu stehen. Denn nur wer darüber redet, dem kann auch geholfen werden. Inkontinenz ist kein unabwendbares Schicksal, in das man sich fügen muss. Der Internationale Inkontinenztag ist fest in die Welt-Kontinenz-Woche eingebunden und richtet sich an etwa 200 Millionen Inkontinenz-Patienten weltweit. Experten schätzen, dass allein in Deutschland zwischen 10 und 11 Millionen Betroffene leben. Die Zahlen bedeuten konkret: Beinahe jede vierte Frau und jeder neunte Mann ist inkontinent. Vier Prozent der Deutschen leiden unter Stuhlinkontinenz.

 

Inkontinenz und Scham gehen oftmals Hand in Hand

Inkontinenz ist in der Medizin definiert als ungewollter Abgang von Ausscheidungen wie Stuhl und Urin. Im weiteren Zusammenhang werden jedoch auch andere Körperflüssigkeiten und Gase eingeschlossen, weswegen auch die Flatulenz von manchen Experten zum Problemfeld der Inkontinenz hinzugerechnet wird. Bei der Inkontinenz haben Betroffene also nicht mehr die Fähigkeit, den Blasen- oder Darminhalt zu speichern und selbst über den Entleerungszeitpunkt und -ort zu entscheiden. Sie kämpfen mit unwillkürlichem Urinverlust und Stuhlabgang als Folgen. Die Angst vor dem nächsten „Malheur“ schränkt die Lebensqualität massiv ein.

Experten schätzen, dass zwischen 60 und 80 Prozent aller Betroffenen sich nicht getrauen, dass Problem bei ihrem Arzt anzusprechen.

Die Scham ist groß, sodass die meisten Betroffenen selbst ihrem direkten Umfeld wie Freunden und Arbeitskollegen nicht offenbaren wollen, dass sie auch als Erwachsene aufsaugende Inkontinenzhilfsmittel, wie Windeln und Vorlagen für Erwachsene im medizinischen Hilfsmittelkatalog umschrieben werden, benötigen. Die soziale Isolation und die daraus resultierenden psychischen wie physischen Folgen können zu einem ebenso großen Problem werden wie die Grunderkrankung.

Inkontinenz ist übrigens nicht gleich Inkontinenz. Zunächst wird zwischen Harninkontinenz und Stuhlinkontinenz unterschieden. Bei der Harninkontinenz sind die Dranginkontinenz, die Stressinkontinenz und die Überlaufinkontinenz die häufigsten Formen. Sehr oft finden sich auch Mischformen. Bei der Stuhlinkontinenz gibt es ebenso verschiedene Formen.

Zur Behandlung der Inkontinenz wurden bislang eine Reihe von Ansätzen entwickelt. Dazu gehören unter anderem gezieltes Beckenbodentraining bei Blasenschwäche, aber auch Medikamente, Elektrostimulation (Biofeedback) und chirurgische Eingriffe. Da bei vielen Frauen aufgrund von Geburten und Östrogenmangel in der Menopause der Beckenboden erschlafft, ist die Haltefunktion für die Blase nicht mehr gewährleistet. Deswegen setzen Ärzte suburethrale Bänder, also synthetische Bänder aus Polypropylen, in den Beckenboden ein und stellen so die notwendige Elastizität und Spannkraft wieder her. Männern hilft vielfach ein künstlicher Blasenschließmuskel. Bei ihnen tritt die Inkontinenz häufig nach einer Prostata-Operation auf. Um diese Komplikation zu beheben, wird in den Hodensack eine Pumpe implantiert. Sie öffnet bzw. verschließt eine um die Harnröhre gelegte Manschette. So erlangt Mann die Kontrolle über den Harnabfluss wieder.

 

Implantate zur Behebung der Inkontinenz sind heute noch künstlich – in Zukunft sollen körpereigene Stoffe zum Einsatz kommen

Doch sowohl bei den suburethralen Bändern als auch beim künstlichen Schließmuskel müssen Mediziner Fremdkörper in den Organismus einbringen. Obwohl alle Stoffe und Verfahren vor der Zulassung ausgiebig getestet wurden und in der Regel eine gute Verträglichkeit attestiert bekamen, kann es bei manchen Patienten zu Abstoßungsreaktionen oder Entzündungen infolge einer Infektion der entstandenen Wunden kommen. Deswegen wollen Mediziner die Behandlungsrisiken für die Patienten weiter reduzieren und setzen daher auf körpereigene Stoffe. Genau an dieser Stelle setzt die Regenerative Medizin an. Ihre Hoffnungsträger sind die Stammzellen, die sich als „Wunderzellen“ in eine Vielzahl unterschiedlicher Gewebetypen ausdifferenzieren können.

In der Schweiz startet demnächst eine Studie mit vierzig Patientinnen, die an einer leichten Inkontinenz leiden. Sie sollen mit Stammzellen behandelt werden. Das Ziel ist eine dauerhafte Stärkung des Schließmuskels.

Im ersten Schritt wollen die Mediziner den Patientinnen ein kleines Stück Muskelgewebe aus der Wade entfernen. Aus dem Zellmaterial sollen Stammzellen isoliert werden. Im Inkubator erfolgt dann innerhalb von vier Wochen eine Vermehrung auf rund achtzig Millionen Zellen. Die Zellen werden im zweiten Schritt mit Kollagen als Trägersubstanz vermischt und dann den Patientinnen in den Blasenschließmuskel injiziert. Die Injektion überwachen die Urologen per Ultraschall, sodass eine punktgenaue Platzierung der Stammzellen gewährleistet ist.

Eine elektromagnetische Stimulation soll nach dem Eingriff die Muskelbildung im Schließmuskel fördern. Dafür müssen sich die Patientinnen im dritten Schritt über sechs Wochen lang behandeln lassen. Bei den erforderlichen 21 Sitzungen sitzen die Frauen auf einem besonderen Stuhl. Mehr als ein Kribbeln sollen sie nicht verspüren. Allerdings kann es im Nachgang der Therapie zu Muskelkater kommen. Drei Monate nach dem Beginn der Behandlung erwarten die Schweizer Forscher eine Verbesserung der Lebensqualität der so behandelten Frauen.

 

Das Wunderwerk Nabelschnur enthält viele mesenchymale Stammzellen

Für die Inkontinenzbehandlung sind vor allem mesenchymale Stammzellen interessant. Diese Vorläuferzellen können sich zum Stütz- und Bindegewebe, zu Muskeln sowie zu Knochen und Knorpeln entwickeln. Besonders viele mesenchymale Stammzellen kommen im Gewebe der Nabelschnur vor. Sie ist ein wahres Meisterwerk der Natur. Um während der Schwangerschaft die Blutgefäße der Nabelschnur als „Versorgungsleitungen zum Baby“ zu schützen, sind sie in eine gallertartige Bindegewebsmasse, die sogenannte Wharton-Sulze, eingebettet. Genau dort siedeln viele mesenchymale Stammzellen. Für Mediziner sind die Stammzellen aus der Nabelschnur ein ganz besonderer Schatz: Sie sind jung, unbelastet und sehr teilungsfreudig. Außerdem weisen sie eine große Flexibilität auf und können eine Vielzahl von Gewebetypen bilden.

Neben dem Nabelschnurblut lässt sich heute auch das Nabelschnurgewebe einlagern. Der komplette Prozess ist für Mutter und Kind vollkommen risikolos und mit keinerlei Schmerzen verbunden. Allerdings steht nur ein kurzes Zeitfenster zur Gewinnung der neonatalen Stammzellen unmittelbar nach der Geburt zur Verfügung. Verstreicht es, so sind die wertvollen Stammzellen für immer verloren.

Vita 34 verfolgt seit vielen Jahren eine Vision: Wir möchten jedem heute in Deutschland geborenen Baby die Chance auf ein eigenes Stammzelldepot und damit auf eine ganz besondere Form der gesundheitlichen Vorsorge ermöglichen. Die Stammzellen aus der Nabelschnur können im Kälteschlaf Jahrzehnte überdauern und bei Bedarf aufgetaut werden. Sie übernehmen dann umgehend die ihnen zugedachten Aufgaben, indem sie Regenerations- und Reparaturprozesse anstoßen. Damit sind Stammzellen nicht nur bei Inkontinenz ein großer Hoffnungsträger, sondern auch bei anderen, großen Volkskrankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Diabetes. Bereits heute existiert für mehr als achtzig Krankheitsbilder eine Therapie mit Stammzellen.

Wenn Sie Fragen zum Einlagern von Nabelschnurblut und Nabelschnurgewebe haben oder mehr zu den Möglichkeiten der Behandlung mit Stammzellen erfahren möchten, dann stehen Ihnen die Vita 34-Experten am kostenlosen Infotelefon unter 00800 034 00 000 von montags bis freitags gern Rede und Antwort.

Wie so oft in der Medizin sind Informationen der wichtigste Schlüssel zur Hilfe. Nutzen Sie bei Vita 34 die Möglichkeiten, sich ausführlich über das Potenzial von Stammzellen zu informieren. Oder machen Sie Gebrauch von der Vielzahl der Veranstaltungen am Internationalen Inkontinenztag, denn das Thema Inkontinenz kann früher oder später jeden betreffen. Dann wissen Sie, wie Sie wieder „dicht werden“.