News vom

Aktionstag "Tag des brandverletzten Kindes" am 07. Dezember

„Messer, Schere, Feuer, Licht – sind für kleine Kinder nicht!“

Ob diesen alten Kinderreim heute noch alle Kinder und Eltern kennen? In jedem Fall sollten sie das, um möglichen, nicht zu unterschätzenden Gefahren aus dem Weg zu gehen. Denn die Unfallstatistiken zeichnen ein Bild, das traurig stimmt. Deswegen möchte der Aktionstag „Tag des brandverletzten Kindes“ am 7. Dezember auf die Gefahren für Kinder beim Umgang mit Feuer, Strom, Chemikalien und heißen Flüssigkeiten aufmerksam machen. Das Ziel ist die Vermeidung von Unfällen und damit von schrecklichen Schicksalen.

 

Gefahren für Kinder im Alltag erkennen und vermeiden

Die Zahlen sind ernüchternd: Jährlich erleiden circa 30.000 Kinder Verbrennungen und Verbrühungen. 6.000 von ihnen müssen stationär behandelt werden, die meisten von ihnen sind zum Unfallzeitpunkt jünger als fünf Jahre. Aber frühzeitige Aufklärung und Prävention können helfen, dass sich die Zahl der brandverletzten Kinder deutlich verringern lässt. Experten gehen davon aus, dass beinahe zwei Drittel der Unfälle vermeidbar sind. Hier gilt es vor allem, das direkte Umfeld der Kinder für das Thema zu sensibilisieren. Eltern und Großeltern sollten sich bereits während der Schwangerschaft, spätestens jedoch während der ersten Wochen mit der Vermeidung von Unfallgefahren für Kinder beschäftigen. Die Sicherung von Steckdosen, das Anbringen eines Herdschutzgitters oder der Verzicht auf Brennspiritus beim Grillen sind erste Schritte, aber längst nicht ausreichend. Hätten Sie beispielsweise gewusst, dass bereits eine Tasse heißer Kaffee oder Tee ausreicht, um bis zu 30 Prozent der Körperoberfläche eines Säuglings zu verbrühen? Denn Kinderhaut trägt schon ab 52 Grad Celsius schwere Schäden davon.

 

Bei Verätzungen, Verbrennungen und Verbrühungen richtig reagieren

Kommt es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zum Ernstfall, sollte so schnell wie möglich die Rettungskette in Gang gesetzt werden. Das heißt: Rufen Sie umgehend den Notarzt, bei einem Brand auch die Feuerwehr. Holen Sie das Kind dann schnellstmöglich aus der Gefahrenzone. Beginnen Sie direkt mit der Ersten Hilfe. Kleiderbrände müssen umgehend gelöscht oder erstickt werden. Danach gilt es, die verbrannte, verbrühte oder verätzte Kleidung vorsichtig, aber zügig zu entfernen. Bei Verätzungen sollten Sie die Wunde spülen oder zumindest versuchen, die Chemikalie mit einem Tuch abzutupfen, um so die Konzentration der Säure oder Lauge zu reduzieren. Bei Verbrennungen und Verbrühungen heißt das oberste Gebot: kühlen! Allerdings nur bei Verletzungen bis zur Größe etwa eines Handtellers. Lassen Sie lauwarmes bis kühles (nicht eiskaltes!) Wasser über die betroffene Stelle laufen, und zwar mindestens zehn bis 15 Minuten. Auch feuchte Tücher können helfen. Decken Sie dann die Wunde vorsichtig mit einer sterilen Auflage locker ab.

Und beachten Sie: Die Kinder, egal wie alt sie sind, stehen meist unter Schock. Überprüfen Sie daher regelmäßig den Puls und die Atmung. Achten Sie auch darauf, dass der übrige Körper zugedeckt ist und nicht unterkühlen kann. Und beruhigen und trösten Sie das Kind bis zum Eintreffen des Rettungswagens. Sollten sich bereits Blasen auf der Haut zeigen, dürfen diese auf keinen Fall geöffnet werden! Außerdem sollten Sie auf Hausmittel aus Omas Zeiten wie das Auftragen von Mehl, Honig oder Öl auf die Wunde unbedingt verzichten.

 

Behandlung von schweren Brandverletzungen

Je nach Schweregrad der Verletzung ist ein stationärer Aufenthalt unumgänglich. Brandverletzte Kinder sollten immer in Klinken betreut werden, die auf die Behandlung von thermischen Verletzungen, also Verbrennungen und Verbrühungen, spezialisiert sind. Die Behandlung konzentriert sich zunächst auf die Stabilisierung des Kreislaufs. Bei schweren Verbrennungen wird durch die Verletzung abgestorbenes Gewebe operativ entfernt, um Entzündungen zu vermeiden und Pilzen und Bakterien den Eintritt in den Körper zu erschweren. Denn eine der größten Gefahren für die kleinen Patienten ist eine Blutvergiftung mit anschließendem Multi-Organ-Versagen. Die jeweiligen Wunden müssen danach mit Hauttransplantaten verschlossen werden. Diese werden meist aus unversehrten Körperstellen gewonnen und mit verschiedenen Verfahren auf das drei- bis sechsfache ihrer ursprünglichen Oberfläche gedehnt. Bei großflächigen Wunden kommen die Chirurgen jedoch schnell an die Grenzen des Machbaren – bisher.

 

Künstliche Haut dank „Tissue Engineering“

Seit Jahren forscht die Wissenschaft daran, künstliche Haut zu entwickeln. Doch das größte, menschliche Organ ist sehr komplex. Es gibt verschiedene Hautschichten, bei denen unterschiedliche Zell- und Gewebetypen zusammenspielen müssen, um korrekt zu funktionieren. Bei ihren Forschungen setzen die Wissenschaftler auch auf die Alleskönner Stammzellen. 2014 vermeldeten britische und US-amerikanische Experten einen wichtigen Durchbruch. Ihnen gelang es, sogenannte iPS, induzierte pluripotente Stammzellen, so umzuwandeln, dass sie sich zu hornbildenden Zellen und damit zu einem Ersatz der menschlichen Oberhaut entwickelten. Damit stehen in Zukunft neue Möglichkeiten in der Behandlung von Brandopfern zur Verfügung, die einmal mehr das große Potential der Regenerativen Medizin auf der Basis von Stammzellen aufzeigen.

Ein Verbrennungsunfall hinterlässt immer Narben – körperlich und seelisch. Die psychischen Folgen können selbst mit der besten künstlichen Haut nicht abgedeckt werden. Sie bleiben ein Leben lang. Um dieses Leid zu vermeiden, müssen Kinder frühzeitig lernen, dass Feuer zwar schön, aber auch sehr gefährlich ist. Dazu gehört ebenfalls, den sicheren Umgang damit zu üben. Das geht auch mit Erzählungen. Denn auch wenn wir heute die Geschichten vom Struwwelpeter und seiner Freundin Pauline stellenweise vielleicht als brutal und beängstigend empfinden, tragen sie doch eine wichtige Botschaft in sich: Mahnung und Abschreckung. Pauline verbrannte mit Haut und Haar, weil sie zu Hause allein mit Streichhölzern spielte. Vielleicht sollten sich alle Eltern und Großeltern am 7. Dezember vornehmen, ihren Kindern und Enkelkindern die Geschichte von Pauline aus dem Struwwelpeter vorzulesen, damit diese auch wirklich wissen: „Messer, Schere, Feuer, Licht – sind für kleine Kinder nicht!“.