Science

Stammzellen aus Nabelschnurgewebe

Das Gewebe der Nabelschnur enthält junge, entwicklungsfähige Stammzellen in besonders hoher Konzentration und stellt damit eine vielversprechende Quelle für die Regenerative Medizin dar.

Seit einiger Zeit haben Eltern in Deutschland die Möglichkeit, neben dem Nabelschnurblut auch das Gewebe der Nabelschnur einzulagern. Die darin enthaltenen mesenchymalen Stammzellen (MSC) sind eine fibroblastenähnliche Zellpopulation, welche die Fähigkeit hat, sich in vitro in Osteozyten, Chondrozyten und Adipozyten zu differenzieren. Bislang konnten MSC aus Knochenmark, Fettgewebe und anderen Bindegewebsstrukturen isoliert werden. Nabelschnurgewebe scheint jedoch eine der ergiebigsten Quellen für MSC zu sein: Laut einer amerikanischen Studie (1) konnten aus Fettgewebe im Schnitt zwischen 4.737 und 1.550.000 Zellen/ml und aus Knochenmark zwischen 15 und 317.400 Zellen/ml isoliert werden. Spitzenreiter war jedoch die Nabelschnur mit Entnahmemengen zwischen 10.000 und 4.700.000 Zellen/ml.

Aufgrund des hohen Differenzierungspotenzials erhoffen sich Wissenschaftler und Mediziner, weitreichende Therapiemöglichkeiten mithilfe von MSC zu entwickeln. Neben dem multipotenten Stammzellpotenzial haben MSC einen immunsupprimierenden und immunmodulierenden Effekt. Dies ist ein Vorteil, den man bereits bei der Behandlung der Graft-versus-Host-Disease nutzt. Derzeit werden MSC weltweit in über 500 klinischen Studien eingesetzt, z.B. bei Erkrankungen des Gefäßsystems, bei Autoimmunerkrankungen oder bei Gelenkarthrose. Schon heute zeichnet sich ab, dass autologe MSC häufiger genutzt werden als allogene Stammzellen. Junge, gesunde MSC (wie aus dem Gewebe der Nabelschnur) weisen bessere Eigenschaften auf als MSC, die im späteren Verlauf des Lebens oder von Patienten mit chronischen Erkrankungen gewonnen wurden.