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Schwangerschaft und Coronavirus

Hier finden Sie alle Informationen zum Thema Coronavirus und die Auswirkung auf Ihre Schwangerschaft sowie aktuelle klinische Studien von Stammzellen zur Behandlung von Covid-19.

Dieser Beitrag wird je nach Informationslage aktualisiert.

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Therapie von COVID-19-Patienten: viele Ansätze – (noch) keine Option

Seit Dezember 2019 breitet sich das neuartige Coronavirus (SARS-CoV-2) weltweit aus, seit Februar 2020 auch in Deutschland. Die Anzahl infizierter Personen steigt seitdem konstant an, ebenso die Zahl der Verstorbenen1. Eine Therapie gibt es bislang nicht – die durch das Virus ausgelöste Erkrankung COVID-19 (Corona Virus Disease 2019) wird bislang ausschließlich symptomatisch behandelt2,3. Es wird jedoch weltweit sehr intensiv an Behandlungsmöglichkeiten geforscht. Die Wissenschaftler verfolgen dabei unterschiedliche Therapieansätze4. Jeder dieser Ansätze konzentriert sich auf einen ganz bestimmten Aspekt der Virusvermehrung.

Wie sich Corona-Viren in der Lunge vermehren

Das Einatmen von Corona-Viren allein reicht nicht aus um zu erkranken. Damit sich die Viren überhaupt vermehren und eine Atemwegserkrankung auslösen können, müssen sie in bestimmte Zielzellen (genauer: Wirtszellen) eindringen. Für Coronaviren sind das hauptsächlich bestimmte Zellen auf der Oberfläche des Lungengewebes – die Lungenepithelzellen5-7. Der Grund, weshalb die Viren eine Wirtszelle benötigen, ist simpel: Coronaviren, so auch SARS-CoV-2, bestehen aus verschiedenen Einzelteilen8. Ihre Hülle, die markanten Oberflächenmoleküle (Spike-Proteine) oder ihr Gen-Material können sie aber nicht selbst herstellen. Dazu fehlen ihnen bestimmte Schlüsselproteine. Diese finden sie aber in der Wirtszelle8. Einmal von dieser aufgenommen, schleust das Virus also zuerst sein Genmaterial in das Zellinnere – die Bauanleitung für neue Viren sozusagen. Die Zellmaschinerie der Wirtszelle stellt entsprechend dieser Vorlage neue Viren her – SARS-CoV-2 „nach Maß“. Für die Virus-Hülle „spendet“ die Zelle sogar einen Teil ihrer eigenen Zellmembran und geht daran, je mehr neue Viren sie freisetzt, selbst zugrunde. Besonders tragisch: durch bestimmte Informationen in seinem Gen-Material zwingt SARS-CoV-2 die Zelle dazu, ihren gesamten Stoffwechsel ausschließlich der Virusvermehrung zu widmen5,6. Auf diese Weise wird auch die unter normalen Umständen sofort eingeleitete Immunantwort unterdrückt8 – ein Zeitpuffer für die Virusvermehrung. Die von der infizierten Zelle freigesetzten, neuen Viren können nun selbst gesunde Lungenzellen befallen. Auf diese Weise breitet sich die Infektion in der Lunge aus8.

Verschiedene Forschungsansätze

Die aktuell erforschten Therapieansätze fokussieren nun auf drei bestimmte Schritte (Hoffmann) die bei jeder Infektion durchlaufen werden:

  1. 1. Das Verhindern der Aufnahme von SARS-CoV-2 in die Lungenzellen
  2. 2. Das Blockieren der Vermehrungsmaschinerie des Virus in der infizierten Zelle
  3. 3. Die Regulierung und Kontrolle der überschießenden Immunantwort des Körpers als Reaktion auf die SARS-CoV-2-Infektion

Die Aufnahme von SARS-CoV-2 in die Lungenzellen verhindern

Eine Möglichkeit die Virusvermehrung zu verhindern, ist es, die Aufnahme von SAR-CoV-2 in seine Zielzellen zu blockieren. Die hier erforschten Wirkstoffe funktionieren auf 2 Wegen: Entweder blockieren sie die für SARS-CoV-2 notwendigen Andockstellen auf der Oberfläche der Zielzellen oder sie verhindern, dass nach dem Andocken die Virusmembran mit der Zellmembran verschmelzen kann4. Einige Wirkstoffe werden bereits in Patientenstudien untersucht, manche werden außerhalb ihrer Zulassung verwendet (auch off label use). Die nachstehende Tabelle gibt einen Überblick über einige der erforschten Wirkstoffe:

Remdesivir

Dieser Wirkstoff wurde ursprünglich vom Pharmariesen Gilead zur Behandlung von Ebola-Patienten entwickelt, aber nicht weiterverfolgt. Aktuell wird der Wirkstoff in 2 großen Patientenstudien (etwa 1.000 Patienten) zur Behandlung von milden und moderaten COVID-19-Verläufen untersucht. Beide Studien sollen Ende April abgeschlossen sein. Die WHO sieht Remdesivir bereits jetzt schon als vielversprechendsten Wirkstoffkandidaten zur Behandlung von COVID-194

Lopinavir

Ursprünglich ein HIV-Therapeutikum. Es wird vermutet, dass er gegen SARS-CoV-2 ähnlich wirkt wie gegen HIV4. Patientenstudien bei vorangegangenen Coronavirus-Epidemien (SARS, MERS) lassen eine Wirksamkeit zumindest vermuten. Patientenstudien mit schwer erkrankten COVID-19-Patienten konnten jedoch bislang keinen therapeutischen Effekt nachweisen19,20

Darunavir

Aktuell wird dieser Wirkstoff in einer großen Patientenstudie mit über dreitausend COVID-19-Patienten getestet. Die Studie startete am 18.03.2020 und soll bereits Mitte Juni 2020 beendet sein21. Konkrete Daten aus Patientenstudien oder Laborversuchen zu Darunavir & COVID-19 gibt es laut Aussage des Herstellers Janssen Pharmaceuticals noch nicht. Untersuchungen laufen aber22.

Favipiravir

In Japan ist dieser Wirkstoff zugelassen für die Behandlung von Influenza Typ A und Typ B23. In China erhielt er kürzlich eine fünfjährige Zulassung zur Behandlung von COVID-19-Patienten24. Grundlage dafür seien vielversprechende Ergebnisse einer Patientenstudie aus der Millionenmetropole Shenzhen24. Entsprechende Daten wurden bislang nicht veröffentlicht4.

Sofosbuvir

Ein Wirkstoff aus der Hepatitis-C-Therapie. Hinweise zur Wirksamkeit gegen SARS-CoV-2 stammen aus Forschungsarbeiten in denen mit Hilfe von Computeralgorithmen die Wahrscheinlichkeit einer Wirksamkeit errechnet wurde25,26. Die Eignung von Sofosbuvir zur Behandlung von COVID-19-Patienten wird daher diskutiert27. Patientenstudien sind aber bislang nicht noch nicht gestartet4.

Ribavirin

Ebenfalls ein Wirkstoff aus der Hepatitis-C-Therapie4. Hinweise zu seiner Wirkung gegen SARS-CoV-2 stammen ebenfalls aus virtuellen Berechnungen25,26. In früheren Coronavirus-Epidemien (SARS, MERS) war Ribavirin in Patientenstudien getestet worden. Ein wirklicher Nutzen für die Behandlung wurde jedoch nicht festgestellt28.

Unabhängig vom Wirkstoff: Alle antiviralen Medikamente verhindern eine Verschlechterung der Erkrankung, egal ob sie nun die Virusaufnahme oder die Virusvermehrung hemmen. Bei Patienten die bereits schwer krank sind, ist deshalb ein anderer Fokus notwendig. Hier gilt es die Immunantwort des Körpers zu regulieren.

Die überschießende Immunantwort regulieren

Coronavirus-Infektionen erzeugen starke, überschießende Immunreaktionen29. Der Grund dafür ist, dass Coronaviren nicht nur Zellen des Lungengewebes befallen sondern zudem bestimmte Zellen der angeborenen Immunabwehr, wie Fresszellen oder dendritische Zellen, infizieren29. In beiden Fällen wird das „Hilfesignal“, das diese Zellen unmittelbar nach der Infektion an ihre Umgebung senden wollen, durch das Virus zuerst noch unterdrückt8. Nach einer gewissen Verzögerung wird dieses Signal jedoch in Form von unterschiedlichsten Botenstoffen umso stärker ausgesendet29.Da nun in der Lunge viele Zellen von Viren befallen sind, werden ebenso viele besonders starke „Hilfesignale“ abgesetzt. Dieses Phänomen wird auch als Zytokinsturm (engl.: cytokine storm) bezeichnet29. Ein solcher Zytokinsturm ruft die gesamte Immunabwehr auf den Plan. Die Immunantwort gerät außer Kontrolle29. Das Resultat sind meist schwere Lungenschäden. Betroffene Patienten entwickeln häufig ein sogenanntes akutes Atemnotsyndroms (ARDS) und müssen beatmet werden30.

Wirkstoffe aus verschiedenen Therapierichtungen kommen zur Behandlung infrage. Dazu zählen unter anderem Kortikosteroide, rekombinante monoklonale Antikörper, passive Immunisierung oder zelluläre Therapien4. Die nachstehende Tabelle gibt einen Überblick zu einigen der erforschten Wirkstoffe:

Kortikosteroide

Ein Überbegriff für Hormone die in der Nebennierenrinde gebildet werden. Bestimmte Kortikosteroide wie Glucocorticoide wirken entzündungshemmend und können Immunreaktionen abschwächen. Die Anwendung von Kortikosteroiden wird von der WHO jedoch nicht empfohlen. Eine Ausnahme bildet die Anwendung im Rahmen von Patientenstudien. Grund dafür sind bestimmte Nebenwirkung wie die Begünstigung von Superinfektionen (Begleitinfektionen mit Bakterien)4. Einer Stellungnahme chinesischer Experten zufolge sollen Kortikosteroide in nur geringer Dosierung für maximal 7 Tage, idealerweise kürzer, verabreicht werden31.

Monoklonale Antikörper

Antikörper sind in der Lage ganz gezielt bestimmte Moleküle zu erkennen. Verschiedene Antikörper im Zusammenhang mit COVID-19 versuchen deshalb die Bindung von Signalmoleküle an deren Rezeptoren zu blockieren. Auf diese Weise soll die Immunreaktion abgeschwächt werden. Das Prinzip wird derzeit in verschiedenen Patientenstudien erforscht32,33.

Rekonvaleszenten-Plasma

Die Idee, das Blutplasma von Infizierten nach ihrer Genesung zur Behandlung anderer infizierter Personen zu verwenden, ist nicht neu. Diese Methodik wurde bereits bei der spanischen Grippe angewendet34. Im Zusammenhang mit COVID-19 deuten erste Ergebnisse darauf hin, dass diese Praktiken helfen könnte SARS-CoV-2 zu bekämpfen. In einer chinesischen Pilotstudie wurden 5 schwerkranke COVID-19-Patienten erfolgreich mit Rekonvaleszenten-Plasma behandelt35. Am 26.03.2020 startete eine entsprechende Patientenstudie in den USA18. Am 08.04.2018 wurde eine entsprechende Studie auch in Deutschland genehmigt36.

Stammzellen aus Nabelschnurgewebe

Chinesische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die kritische COVID-19-Pneumonie mithilfe von Bindegewebs-Stammzellen, sogenannten mesenchymalen Stammzellen, aus Nabelschnurgewebe (UC-MSCs, vom englischen umbilical cord) erfolgreich behandelt werden kann. Dies zeigt der Fallbericht einer 65-Jährigen Chinesin37. Das Besondere an UC-MSCs ist, dass sie chemotaktisch sind. Das bedeutet, dass diese Zellen Gewebeverletzungen „wittern“ und entlang einer „Duftspur“ aus chemischen Botenstoffen (fachlich: Zytokin-Gradienten) gezielt zu Entzündungsherden wandern38,39. Durch Freisetzung verschiedener Botenstoffe und Wachstumsfaktoren stoßen sie dort Regenerationsprozesse an38,40. Zudem wirken sie immunmodulierend, d.h. sie schwächen gezielt Entzündungsreaktionen ab41-44. Eine Phase-1-Studie untersuchte bereits, ob UC-MSCs bei der Behandlung von Patienten mit COVID-19-Pneumonie sicher und unbedenklich sind45. Die Ergebnisse stehen aber noch aus. Aktuell untersuchen 2 Phase-2-Studien nun aber auch konkret die Wirksamkeit von UC-MSCs bei der Behandlung von COVID-19-Pneumonie46,47. Die Studien begannen im Februar 2020 und enden voraussichtlich noch im Herbst diesen Jahres46,47. Dann wird sich zeigen, ob die Wirksamkeit von UC-MSCs in einer größeren Patienten-Kohorte bestätigt werden kann und die Zellen eine realistische Option zur Behandlung von schwerer und kritischer COVID-19-Pneumonie sind.

Referenzen

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Neuartiges Corona-Virus – Übertragung von Schwangerer auf das ungeborene Kind nach aktuellem Stand unwahrscheinlich

Eine Infektion mit dem neuartigen Corona-Virus, auch SARS-CoV-2 genannt, stellt für ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen ein höheres Risiko dar1. Aber wie schädlich ist eine Infektion einer Schwangeren für Ihr ungeborenes Kind?

Der Gedanke an eine mögliche Gefahr für ihr noch ungeborenes Kind ist für eine Schwangere sicher beängstigend. Schließlich gibt es Viren, wie das Zika-Virus, die bei Übertragung schwere Schädigungen oder Missbildungen bei ungeborenen Kindern verursachen2. Ein solches Schreckensszenario scheint es aber bei einer Infektion mit dem grassierenden SARS-CoV-2 nicht zu geben. Dies legen zumindest erste Studien nahe, die seit dem Ausbruch und der Verbreitung des Virus veröffentlicht wurden. Sie hatten Fälle von infizierten Schwangeren mit COVID-19 aufgearbeitet und die Übertragbarkeit des SARS-CoV-2 von den Schwangeren auf ihre noch ungeborenen Kinder analysiert.

Erkenntnisse aus Wuhan

Eine retrospektive, das heißt rückblickende Studie3 untersuchte die Fälle von 9 Schwangeren aus Wuhan, China – dem Epizentrum der Corona-Virus Pandemie. Alle Frauen hatten sich im 3. Trimester mit dem SARS-CoV-2 infiziert und wurden aufgrund von COVID-19-Symptomen im Zhongnan-Krankenhaus der Universität von Wuhan behandelt.

Um die mögliche Übertragung des Virus auf die noch ungeborenen Kinder bewerten zu können, entnahmen die Ärzte unmittelbar nach der Geburt Proben aus dem Fruchtwasser und dem Nabelschnurblut sowie Rachenabstriche beim Neugeborenen. Sie entnahmen bei 6 der 9 Mütter sogar Proben der Muttermilch unmittelbar nach dem ersten Stillen.

Die Analyse der Proben ergab: Spuren des SARS-CoV-2 waren nirgends vorhanden – weder im Fruchtwasser oder Nabelschnurblut, noch in den Rachenabstrichen. Auch in der Muttermilch wurden keine Anzeichen des Virus festgestellt. Die Autoren der Studie schlussfolgern deshalb, dass es keinen Beweis dafür gibt, dass das SARS-CoV-2 von einer infizierten Schwangeren auf ihr noch ungeborenes Kind im Mutterleib übertragen wird3.

Gestützt durch Einzelfallbetrachtungen

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Fall-Studie4. Diese berichtet von 4 Schwangeren, die sich ebenfalls im 3. Trimester mit SARS-CoV-2 infiziert hatten und wegen COVID-19-Symptomen in behandelt wurden. Drei der 4 Frauen brachten ihr Kind per Kaiserschnitt zur Welt. Eine Geburt erfolgte auf natürlichem Weg. Alle Kinder wurden negativ auf SARS-CoV-2 getestet und zeigten keinerlei COVID-19-Symptome4.

Referenzen

World Health Organization – WHO. Media Statement: Knowing the risks for COVID-19. https://www.who.int/indonesia/news/detail/08-03-2020-knowing-the-risk-for-covid-19. Updated March 11, 2020. Accessed March 11, 2020.

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4 Chen Y, Peng H, Wang L, et al. Infants Born to Mothers With a New Coronavirus (COVID-19). Front. Pediatr. 2020;8:30360. doi:10.3389/fped.2020.00104.

Stammzellen als Option zur Behandlung des Coronavirus?

Das SARS-CoV-2 breitet sich seit Mitte Februar in Deutschland aus. Die Zahl der Neuinfektionen steigt konstant an. Allein im März infizierten sich mehrerer tausend Personen. Die durch das Virus ausgelöste Erkrankung COVID-19 verläuft in 80% der Fälle unproblematisch, oft sogar ohne Symptome. Etwa 14% der Fälle verlaufen dagegen schwer, etwa 6% kritisch. Vor allem ältere Patienten und Patienten mit Komorbiditäten sind hier gefährdet.

Herausforderung bei der Behandlung

Eine spezielle Therapie gibt es bislang nicht. Die Behandlung erfolgt symptomatisch, in schweren Fällen mithilfe von fiebersenkenden Mitteln, Antibiotika gegen Begleitinfektionen, antiviralen Therapeutika oder zusätzlicher Beatmung. Die Letalität für einen schweren Krankheitsverlauf liegt bei 8%, die für einen kritischen Krankheitsverlauf bei bis zu 22%. Die große Herausforderung ist hier die innerhalb weniger Tage auftretende Pneumonie, die schnell zur starken Belastung für den gesamten Körper werden kann.

Neue Behandlungsoption

Chinesische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass kritische COVID-19-Pneumonie mithilfe von mesenchymalen Stammzellen aus Nabelschnurgewebe (UC-MSCs) erfolgreich behandelt werden kann. In einem Case Report ist dazu der Fall einer 65-Jährigen Chinesin beschrieben. Alle verfügbaren Begleittherapien inklusive Beatmung, Antibiose, Corticoidtherapie oder die Gabe von antiviralen Therapeutika hatten den Zustand der Patientin nicht verbessern können. Durch die intravenöse Gabe von UC-MSCs wurde die Frau jedoch innerhalb weniger Tage erfolgreich therapiert.

UC-MSCs – multifunktionell

Das Besondere an UC-MSCs? Die Zellen sind chemotaktisch. Entlang von Zytokin-Gradienten wandern sie gezielt zu Entzündungserden. Durch die Freisetzung verschiedener Zytokine und Wachstumsfaktoren stoßen sie dort Regenerationsprozesse an. Viel wichtiger aber – vor allem vor dem Hintergrund von COVID-19 – UC-MSCs wirken immunmodulierend, d.h. sie schwächen gezielt Entzündungsreaktionen ab. Durch Freisetzung von Interleukin-6 stimulieren sie beispielsweise die Veränderung von pro-inflammatorischen Makrophagen zu anti-inflammatorischen Makrophagen. Durch die Freisetzung von Prostaglandin E2 inhibieren sie außerdem die zytotoxische Aktivität von natürlichen Killerzellen sowie die Vermehrung von B- und zytotoxischen T-Lymphozyten.

Stand der klinischen Forschung

Eine Phase-1-Studie untersuchte bereits, ob UC-MSCs bei der Behandlung von Patienten mit COVID-19-Pneumonie sicher und unbedenklich sind. Diese Ergebnisse stehen aber noch aus. Aktuell untersuchen 2 Phase-2-Studien neben der Sicherheit nun auch die Wirksamkeit von UC-MSCs bei der Behandlung von COVID-19-Pneumonie. Die Studien begannen im Februar 2020 und enden voraussichtlich noch im Herbst dieses Jahres. Dann wird sich zeigen, ob die Wirkung von UC-MSCs in einer größeren Patienten-Kohorte bestätigt werden kann und die Zellen eine realistische Option zur Behandlung von schwerer und kritischer COVID-19-Pneumonie sind.

 

Alt und vorerkrankt = doppeltes Risiko bei COVID-19

Vor allem für ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen stellt eine Infektion mit SARS-CoV-2 und die dadurch ausgelöste Erkrankung COVID-19 ein Risiko dar. Darüber hatten bereits das Robert-Koch-Institut sowie die Weltgesundheitsorganisation, WHO, berichtet1,2.

Daten aus China, Italien und Deutschland

Daten einer chinesischen Studie (veröffentlicht am 17.02.2020) und einer italienischen Studie (veröffentlicht am 20.03.2020) belegen dies mit umfangreichen Daten. Die Studie des chinesischen Zentrums für Seuchenkontrolle und-prävention (Chinese Center for Disease Control and Prevention) analysierte dazu die bis zum 11.02.2020 verfügbaren medizinischen Daten von 1.023 SARS-CoV-2-positiven Verstorbenen3. Die italienische Studie, veröffentlicht vom obersten Gesundheitsinstitut Italiens, dem Instituto Superiore di Sanita, analysierte die bis zum 20.03.2020 verfügbaren medizinischen Daten von 3.200 SARS-CoV-2-positiven Verstorbenen4.

China: Altersverteilung von SARS-CoV-2-positiven Verstorbenen

Der Analyse zufolge unterliegt die Letalität, also die Wahrscheinlichkeit an COVID-19 zu versterben, einer klaren Altersabhängigkeit. Besonders gefährdet waren demnach die über 80-Jährigen. Von ihnen wurden bis zum 10.02.2020 1.408 Infizierte registriert. Davon verstarben 208 an COVID-19. Die Letalität ist mit 14,8% in dieser Altersgruppe sehr hoch. Zum Vergleich: Die Letalität bei den 70 bis 79-Jährigen lag bei 8%, die Letalität bei den 60 bis 69-Jährigen bei 3,6%3.

Trotz der etwas geringeren Letalität bildeten diese beiden Altersgruppen den höchsten Anteil der insgesamt Verstorbenen. 30,5% waren zwischen 70 und 79 Jahre alt, 30,2% zwischen 60 und 69 Jahre alt. Weitere 12,7% waren zwischen 50 und 59 Jahre alt und nur 6,3% aller Verstorbenen waren jünger als 50 Jahre. Von allen Verstorbenen waren 63,8% Männer und 36,2% Frauen3.

China: Häufigkeit von Vorerkrankungen

Neben dem Alter analysierte die Studie den möglichen Einfluss von Vorerkrankungen auf die Wahrscheinlichkeit an COVID-19 zu versterben. Etwa ein Drittel aller Verstorbenen (32,8%) war ohne Vorerkrankung. 39,7% aller Verstorbenen litten an Bluthochdruck, 22,7% an Herzerkrankungen, 19,7% an Diabetes, 7,9% an chronischen Atemwegserkrankungen und 1,5% an Krebs. Die Wahrscheinlichkeit zu versterben war für COVID-19-Patienten mit zusätzlicher Herzerkrankung am höchsten, sie lag bei 10,5%3.

Italien: Altersverteilung von SARS-CoV-2-positiven Verstorbenen

Der Studie des italienischen Instituto Superiore di Sanita zufolge liegt das Durchschnittsalter aller verstorbenen Italiener bei 78,8 Jahren. Das Durchschnittsalter aller verstorbenen Frauen liegt bei 82 Jahren, das aller verstorbenen Männer bei 79 Jahren. Die Altersspanne aller Verstorbenen reicht dabei von 31 bis 103 Jahre. Die gefährdetste Altersgruppe sind laut Studie die 80-89-Jährigen. Nur 9 (!) der 3.200 Verstorbenen waren jünger als 40 Jahre. Alle 9 litten an Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenerkrankungen, Diabetes oder Fettleibigkeit. Weiter heißt es, 70% aller Verstorbenen seien Männer4.

Italien: Häufigkeit von Vorerkrankungen

Die Studie betrachtet neben der Altersverteilung auch die Häufigkeit möglicher Vorerkrankungen. Dazu seien von 481 der 3.200 Verstorbenen entsprechende Daten verfügbar und für die Analyse herangezogen worden4. Die Analyse ergab: Nur 6 der 481 betrachteten Fälle waren nicht vorerkrankt und verstarben durch COVID-19 selbst. Alle anderen Verstorben hatten mindesten eine Vorerkrankung. Insgesamt litten 23,5% an einer, 26,6% an zwei und fast die Hälfte aller Verstorbenen (48,6%) an drei Vorerkrankungen. Die Häufigsten waren dabei Bluthochdruck (73,8%), Herzkrankheiten (52,1%), Diabetes (33,9%) sowie chronische Nierenerkrankungen (20,2%)4.

Italien: häufigste Symptome und Komplikationen

Die Studie analysiert auch, aufgrund welcher Symptome die Patienten vor ihrem Tod in das jeweilige Krankhaus eingeliefert worden waren. Demnach hatten 76% Fieber, 73% Atemnot und 42% Husten. Die Häufigsten Komplikationen unter allen Verstorbenen waren laut Bericht Atemversagen (96,5%), akute Nierenschäden (29,2%), akuten Herzschäden (10,4%) und das Auftreten von Superinfektionen (8,5%), also einer Begleitinfektion mit Bakterien oder einer erneuten Infektion mit SARS-CoV-24.

Italien: Daten zur Sterblichkeit

Durchschnittlich vergingen 4 Tage zwischen dem Nachweis der SARS-CoV-2-Infektion und der Einlieferung in ein Krankenhaus. Durchschnittlich weitere 4 Tage vergingen bis zum Tod der Patienten. Zum Zeitpunkt der Analyse (20.03.2020) waren in Italien 42.220 Menschen mit SARS-CoV-2 infiziert, 3.200 von Ihnen waren verstorben4,5. Die resultierende Letalität war mit 7,57% sehr hoch. Aktuell liegt sie sogar bei 9% (53.578 Infizierte, 4.825 Tote, Stand 21.03.2020, 21:45 Uhr6). Zum Vergleich: die Letalität in China ist bei aktueller Lage nur etwa halb so hoch (etwa 4%, 81.008 Infizierte, 3.255 Tote, Stand 21.03.20206), die Letalität in Deutschland sogar 23 Mal niedriger (0,38%; 22.213 Infizierte, 84 Tote, Stand 21.03.2020, 21:45 Uhr6).

Ein kurzes Zwischenfazit

Da aber grundsätzlich von einer gewissen Dunkelziffer von Infizierten ausgegangen wird (z.B. Infizierte ohne Symptome, die deshalb auch nicht getestet werden), dürfte die reale Sterblichkeitsrate etwas geringer sein. Hinzu kommt, dass sich auch die Teststrategie im Laufe der Pandemie änderte. Demnach wurde in Italien ab dem 25. Februar restriktiver getestet. Personen mit milden oder gar keinen Symptomen wurden gar nicht mehr auf SARS-Co-V2 getestet7. Dies könnte die Dunkelziffer von Infizierten zusätzlich in die Höhe getrieben haben. Unabhängig davon: Die Daten aus China und Italien zeigen einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Alter von SARS-CoV-2-Infizierten, dem Vorhandensein möglicher Vorerkrankungen und der Wahrscheinlichkeit an einer COVID-19-Erkrankung zu versterben.

Und in Deutschland?

Die statistischen Trends aus China und Italien zeigen sich in Deutschland ähnlich. Ein Lagebericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) vom 02.04.2020 bestätigt 73.522 SARS-CoV-2-infizierte Personen, 872 Verstorbene und 21.400 genesene Personen. Die meisten Fälle gibt es demnach in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern8.

Daten zu infizierten Personen

Von allen bestätigten Fällen sind 52% männlich und 48% weiblich. Die meisten infizierten Personen, 5.599, sind zwischen 15 und 59 Jahren alt. Weitere 13.715 sind zwischen 60 und 79 Jahren alt. Insgesamt 4.469 infizierte Personen sind älter als 80 Jahre. Der Anteil von Kindern die sich mit dem Virus infiziert haben ist vergleichsweise gering. So haben sich 551 Kinder unter 5 Jahren infiziert, bei den 5 bis 14-Jährigen sind es 1.4318.

Daten zu Verstorbenen

Von den 73.522 insgesamt infizierten Personen standen von 53.351 Personen die klinischen Informationen für eine Auswertung zur Verfügung8. Demnach waren die häufigsten Symptome Husten (53%), Fieber (42%) und Schnupfen (23%). Von den 53.351 Personen wurden 7.216 im Krankhaus behandelt, 1.132 entwickelten eine COVID-19-Lungenentzündung. Das RKI gibt an, dass seit dem 09.03.2020 insgesamt 872 Personen an COVID-19 verstarben, 567 (65%) waren männlich, 304 (35%) waren weiblich. Das Durchschnittsalter der Verstorbenen (Median) lag laut RKI bei 82 Jahren (Altersspanne: 28 bis 105 Jahre) – ähnlich wie auch in China oder Italien. Von den 872 Verstorbenen waren 751 (86%) 70 Jahre alt oder älter. Angaben zu Vorerkrankungen machte das RKI nicht8.

Referenzen

Robert Koch Institut – RKI. Steckbrief zur Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19): Fall-Verstorbenen-Anteil, Letalität. https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Steckbrief.html#doc13776792bodyText8. Updated March 10, 2020. Accessed March 12, 2020.

2 World Health Organization – WHO. Media Statement: Knowing the risks for COVID-19. https://www.who.int/indonesia/news/detail/08-03-2020-knowing-the-risk-for-covid-19. Updated March 11, 2020. Accessed March 11, 2020.

3 The Novel Coronavirus Pneumonia Emergency Response Epidemiology Team. The Epidemiological Characteristics of an Outbreak of 2019 Novel Coronavirus Diseases (COVID-19) — China, 2020. China CDC Weekly. 2020;2(8). http://weekly.chinacdc.cn//article/id/e53946e2-c6c4-41e9-9a9b-fea8db1a8f51.

4 Graziano O. Report sulle caratteristiche dei pazienti deceduti positivi a COVID-19 in Italia Il presente report è basato sui dati aggiornati al 20 Marzo 2020: Bericht über die Merkmale von COVID-19-positiven Verstorbenen in Italien_Stand20.03.2020. https://www.epicentro.iss.it/coronavirus/bollettino/Report-COVID-2019_20_marzo.pdf.

Antonino B. Sorveglianza Integrata COVID-19 in Italia: Infografik_COVID-19-positive Verstorbene in Italien_Stand20.03.2020. https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/2020-04-02-de.pdf?__blob=publicationFile. Updated March 20, 2020. Accessed March 21, 2020.

6 Worldometers.info. COVID-19 CORONAVIRUS OUTBREAK: Corona-Virus Update (Live). https://www.worldometers.info/coronavirus/. Updated March 21, 2020. Accessed March 21, 2020.

7 Onder G, Rezza G, Brusaferro S. Case-Fatality Rate and Characteristics of Patients Dying in Relation to COVID-19 in Italy. JAMA. 2020. doi:10.1001/jama.2020.4683.

8 Koch-Institut R. Covid-19 Lagebricht 02.04.2020. Accessed April 3, 2020.