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Ökobilanz: Einwegwindel oder Stoffwindel?

Windeln braucht jedes Baby. Doch welche Windel ist die Richtige für den kleinen Schatz? Die ideale Windel muss ein Tausendsassa sein: Sie muss die zarte Babyhaut schonen und schön trocken halten. Sie muss praktisch sein und sie soll die Umwelt nicht zu sehr belasten. Vita 34 gibt Ihnen den Überblick über die Wickellösungen: die Einwegwindel und die Stoffwindel treten gegeneinander an. In puncto Ökobilanz schauen wir besonders kritisch hin.

 

Einwegwindeln

Die Wegwerfwindeln sind der VW unter den Windeln – beliebt und zuverlässig. Als Einweg-Variante sind sie schnell in der Mülltonne entsorgt. Und Einwegwindeln punkten mit einer einfachen Handhabung, sodass sich fast alle frischgebackenen Eltern für die Anfangszeit für diese Wickelvariante entscheiden.

Die Wegwerfwindeln sind der VW unter den Windeln – beliebt und zuverlässig.

Moderne Wegwerfwindeln sind wahre High-Tech-Produkte: Sie sind sehr dünn und damit relativ leicht und dennoch besitzen sie eine hohe Saugkraft, die Urin bzw. Stuhl zuverlässig bindet und so ein unangenehmes Auslaufen verhindert. Das Innere einer Einwegwindel besteht aus Zellstoff und einem sogenannten Superabsorber. Bei Kontakt mit Flüssigkeiten quillt das Pulver auf und verwandelt sich in ein Hydrogel. Bei diesen Polymerverbindungen handelt es sich in der Regel um Kunststoffe. Die geschickte Kombination der verschiedenen Stoffe sorgt dafür, dass Ausscheidungen sicher aufgenommen werden. Die Vorteile der Einwegwindeln überzeugen viele Eltern: Sie sind sicher, da sie sehr dicht sind. Die Kinder haben in ihnen eine größere Bewegungsfreiheit beim Strampeln und Krabbeln und letztlich muss auch nicht so oft gewickelt werden.

Doch wo viel Licht ist, gibt es eben auch Schatten. Wegwerfwindeln glänzen leider nicht mit einer guten Atmungsaktivität. Empfindliche Babys reagieren auch auf einige Inhaltsstoffe, denn bei der Produktion von Einwegwindeln werden häufig auch Bleichstoffe und Mineralöle (z. B. Paraffin) eingesetzt. Die Folge: Die Kinder bekommen schneller einen wunden und geröteten Po, der von Kinderärzten oftmals auch als Windeldermatitis bezeichnet wird.

Die Ökobilanz der Einwegwindel ist ebenfalls ein großer Minuspunkt. Die Wegwerfwindeln sind aufwändig in der Herstellung, verschlingen viele Ressourcen und sie erhöhen das Müllaufkommen enorm. Einwegwindeln machen geschätzt zehn Prozent des deutschen Restmülls aus. Täglich landen rund acht Millionen Windeln im Müll. Die einzige Möglichkeit, sie zu entsorgen: Die Windeln werden in Müllverbrennungsanlagen verbrannt, denn kompostieren kann man sie nicht. Bis eine Wegwerfwindel verrottet ist, vergehen mehrere hundert Jahre.


Der Vita 34-Tipp

Öko-Einwegwindeln wollen im Vergleich zu den herkömmlichen Wegwerfwindeln buchstäblich die Quadratur des Kreises schaffen: Für die Herstellung der Öko-Einwegwindeln werden nachwachsende Rohstoffe verwendet. Bei der Produktion verzichten die Hersteller außerdem auf Bleich- und Duftstoffe. Manche Öko-Einwegwindel kann teilweise im Biomüll oder auf dem eigenen Komposthaufen entsorgt werden. Ihre Ökobilanz ist daher deutlich besser.


Fazit: Einwegwindeln sind zwar sehr praktisch, halten schön dicht und ermöglichen den Babys mehr Bewegungsfreiheit. Ihre Ökobilanz ist jedoch nicht sonderlich gut.

 

Stoffwindeln

Mit Stoffwindeln wurde schon die Uroma gewickelt. Doch moderne Stoffwindeln haben kaum noch etwas mit den Windeln aus alten Zeiten gemeinsam. Mittlerweile gab es auch hier eine Entwicklung und heute werden optimierte Lösungen angeboten. Eltern müssen sich jedoch in der Regel zwischen zwei Systemen entscheiden: Zum einen können sie eine zweigeteilte Variante verwenden. Diese besteht aus einer Saugwindel mit Vlies, über die noch eine auslaufsichere Überziehhose gezogen wird. Zum anderen gibt es – ähnlich wie bei den Wegwerfwindeln – auch Komplettsysteme, die mit Druckknopf und Klettverschluss verschlossen werden.

Mit Stoffwindeln wurde schon die Uroma gewickelt.

Stoffwindeln punkten mit den verwendeten Naturmaterialien. Sie bestehen entweder aus Wolle oder Baumwolle. Diese sind hautverträglicher und atmungsaktiver. Hier kommt es seltener zu einer Windeldermatitis. Dank der Naturmaterialien können je nach System die verwendeten Windeleinlagen entweder gewaschen oder im Müll bzw. in der Toilette entsorgt werden. Das Wickeln selbst dauert etwas länger und benötigt am Anfang mehr Übung. Da Stoffwindeln keine so guten Saugeigenschaften haben wie moderne Einwegwindeln, müssen die Kinder häufiger gewickelt werden. Unter der Kleidung braucht das Stoffwindel-Paket außerdem mehr Platz. Das schränkt die Bewegungsfreiheit der Babys ein.

Hebammen werfen jedoch zwei Vorteile für die Stoffwindeln in die Waagschale: Sie beobachten häufig, dass Stoffwindel-Kinder schneller sauber werden, denn sie können früher ein besseres Gefühl für ihre Ausscheidungen entwickeln. Auch werden diese Babys automatisch breiter gewickelt, was besser für die Entwicklung der Hüfte ist und Fehlstellungen vorbeugt.

Ein großer Nachteil für viele Eltern: Stoffwindeln müssen gewaschen und getrocknet werden. Diese Prozesse fressen Zeit und Strom. Außerdem benötigt man bei den „Mehrweg-Windeln“ einen ganzen Schwung an Windeln und Einlagen. So kostet ein Windelset in der Erstanschaffung schnell mal 300 Euro. Damit hat die Familie dann aber auch ausgesorgt, bis das Kind trocken und sauber ist.


Der Vita 34-Tipp

In vielen Regionen gibt es mittlerweile sogenannte Windelservices. Sie holen benutzte Stoffwindeln ab, waschen diese und bringen frisch gewaschene Windeln wieder mit.


Die Ökobilanz der Stoffwindeln fällt durchwachsener aus, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Die Mehrwegwindeln punkten bei der Herstellung und den verwendeten natürlichen Materialien. Allerdings müssen sie gereinigt werden. Das Waschen in der Waschmaschine verschlingt Energie und es entsteht Abwasser, das auch wieder aufwändig aufbereitet werden muss. Die waschbaren Einlagen werden nur im Trockner schön weich. Ein Trocknen an der Luft, was gut für die Umwelt wäre, macht sie meist rau und hart.

Fazit: Stoffwindeln sind nachhaltiger und es kommt seltener zu einer Windeldermatitis. Allerdings müssen die Babys öfters gewickelt werden und sind in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkter. Das Waschen und Trocknen der Windeln können Windelservices den Eltern abnehmen. Jedoch schlägt sich der erforderliche Reinigungsprozess negativ in der Ökobilanz nieder.

Eine Studie aus Großbritannien kommt zu dem Schluss, dass die Ökobilanz für die Stoffwindeln und Einwegwindeln in etwa gleich gut oder gleich schlecht ist. Das kommt immer auf den Standpunkt des Betrachters an. Es gibt Fans der Einwegwindeln und es gibt Befürworter der Stoffwindel – genauso wie es Befürworter für das Einlagern von Stammzellen aus dem Nabelschnurblut gibt, während Kritiker in der privaten Vorsorge lediglich eine Abzocke frisch gebackener Eltern sehen. Jede Familie muss jedoch Vor- und Nachteile für sich selbst abwägen und eine Entscheidung treffen!