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Alternde Hirnstammzellen lassen sich aus Schlafmodus wecken

Dass mit dem Alter die Zahl der Stammzellen im Gehirn dramatisch abnimmt, ist keine Neuigkeit, die die Wissenschaft aufhorchen lässt. Dennoch erregte kürzlich eine Meldung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg internationale Aufmerksamkeit.

Den Heidelberger Forschern gelang in Mäusen der Nachweis, dass sich die verbleibenden Gehirnstammzellen vor dem völligen Verschwinden schützen, indem sie in eine Art Dornröschenschlaf versinken. Entzündungssignale aus der Stammzellnische wirken als „Schlaftablette“. Diese Erkenntnis eröffnet neue Ansätze für die Therapie.1

Im Alter nimmt die Zahl der vollfunktionsfähigen Stammzellen im Gehirn ab

Lange galt unter Wissenschaftlern das Dogma, dass im Gehirn erwachsener Menschen keine Stammzellen existieren, sich also im „Oberstübchen“ auch nichts regenerieren könnte. Was einmal an Nervenzellen verloren wäre, wäre für immer dahin. Dann entdeckte 1998 der Schwede Peter Erikson die neuronalen Stammzellen und warf alle bisherigen Hypothesen mit einem Schlag über den Haufen: Im Gehirn existieren in bestimmten Stammzellnischen ein Leben lang die „Alleskönnerzellen“ und stellen neue Nervenzellen bereit. Eine Verletzung des Gehirns kann die Stammzellen aktivieren und somit Reparaturprozesse in Gang setzen.

Im Laufe des Alterungsprozesses gibt es jedoch immer weniger Nachschub an jungen Nervenzellen. Die neuronalen Stammzellen des Gehirns leiden demnach unter einem dramatischen Funktionsverlust. Dessen Ursachen haben die Forscher vom DKFZ nun aufgedeckt. Die meisten Gehirnstammzellen verschwinden während des Differenzierungsprozesses. Sie verlieren ihre Stammzellfunktion und werden zu reifen Gehirnzellen. Lediglich ein kleiner Teil erzeugt wieder neue Stammzellen. Um nicht komplett verloren zu gehen, treten die übriggebliebenen Stammzellen in eine Art Dämmerzustand ein. In dieser „Schlafphase“ gibt es keine Teilungsaktivität, sonst wäre der letzte Stammzellenvorrat schnell aufgebraucht. Durch den Dornröschenschlaf versuchen die Stammzellen also, Zeit zu gewinnen.

Gezielte Bekämpfung von Entzündungen weckt schlafende Stammzellen

Jedoch lassen sich die Schlafsignale durch Antikörper gezielt unterbinden. Die Forscher konnten nachweisen, dass die Teilungsaktivität dann wieder ansteigt und die neuronalen Stammzellen auch mehr Nervenzellen für den Alltag und für Reparaturprozesse bereitstellen. Zukünftige Therapien werden genau an dieser Stelle ansetzen: Die medikamentöse Unterdrückung von Entzündungen soll die Bildung neuer Nervenzellen im Alter forcieren und Reparaturmechanismen einleiten.

Bis aus dieser Grundlagenforschung jedoch eine Standardtherapie entwickelt ist, werden noch viele Jahre vergehen. Dennoch verspricht dieser Ansatz Hoffnung für alle Patienten mit neurodegenerativen Erkrankungen wie Demenz oder Parkinson, die vor allem als „Altersgebrechen“ bekannt sind. Beide Krankheiten sind bislang nicht heilbar. Die Medizin kann nur das Fortschreiten durch Medikamente verzögern.

Stammzelle ist nicht gleich Stammzelle

Schon lange hofft die Wissenschaft darauf, den bei Demenz und Parkinson auftretenden Abbau von Gehirnzellen gänzlich zu verhindern bzw. die bereits aufgetretenen Schäden vollständig zu reparieren. Für genau diese Aufgabe sind Stammzellen geradezu prädestiniert. Dazu müssen jedoch die Mediziner den Stammzellen ihre Geheimnisse entlocken. Schließlich ist Stammzelle nicht gleich Stammzelle. Am flexibelsten und jüngsten sind die embryonalen Stammzellen. Diese existieren jedoch nur für eine kurze Zeitspanne während der Embryogenese. Sie sind nicht körpereigen, da bei der Gewinnung der Embryo zerstört wird. In der Entwicklung zum vollständigen Menschen folgen die fetalen Stammzellen. Nach der Geburt gelten alle Stammzellen als adult. Hier werden jedoch die neonatalen Stammzellen, die im Nabelschnurblut und Nabelschnurgewebe vorkommen, nochmals separat abgegrenzt.

Anders als die adulten Stammzellen, die mit uns mitaltern, weisen die neonatalen Stammzellen ganz besondere Eigenschaften auf: Sie sind jung, flexibel und teilungsfreudig. Genau diese Merkmale bieten die besten Voraussetzungen für medizinische Anwendungen. Darüber hinaus glänzen die neonatalen Stammzellen noch mit zwei weiteren Pluspunkten. Anders als die ethisch umstrittenen embryonalen und fetalen Stammzellen ist ihre Gewinnung einfach und moralisch nicht bedenklich. Normalerweise wird die Nabelschnur samt Nabelschnurblut nach der Geburt im Klinikmüll entsorgt. Sollen die Stammzellen gesichert werden, muss lediglich die Nabelvene nach dem Abnabeln punktiert und das stammzellreiche Nabelschnurblut aufgefangen werden. So einfach ist die Gewinnung von Stammzellen nie wieder im Leben. Von der kleinen Prozedur bekommen weder die frisch gebackene Mama noch das Neugeborene etwas mit, denn die Nabelschnur verfügt über keinerlei Schmerzrezeptoren.

In Deutschland leben 1,7 Millionen Menschen mit Demenz. Jedes Jahr erkranken rund 300.000 Patienten neu. Über 230.000 Menschen müssen hierzulande mit Parkinson leben. Jährlich kommen 11-19 Fälle je 100.000 Einwohner neu dazu. Bedingt durch den demografischen Wandel ist die Tendenz steigend.2

Stammzellen sind in Zukunft ein wichtiger Baustein für individuelle Therapien

Bei der Einlagerung von Stammzellen aus der Nabelschur wird das Nabelschnurblut per Kurier von der Entbindungsklinik zur Nabelschnurblutbank gebracht. Dort erfolgen umfangreiche Tests und die Aufbereitung für die Kryokonservierung. In der Gasphase von flüssigem Stickstoff gelagert, können die Stammzellen viele Jahrzehnte im Kälteschlaf überdauern, ohne zu altern. Sie werden bei Bedarf aufgetaut und beginnen dann umgehend mit den ihnen von der Natur aus zugedachten Aufgaben: Dem Reparieren und Regenerieren.

Ärzte und Gesundheitsexperten sind sich einig, dass individuelle, zellbasierte Therapien die Medizin der Zukunft sind. Ein unverzichtbarer Behandlungsbaustein werden dann die Stammzellen sein. Prognosen schätzen, dass in Zukunft womöglich jeder 200 Patient eine stammzellbasierte Therapie benötigen wird. Glücklich können sich dann all jene schätzen, deren Eltern Weitsicht bewiesen und den medizinischen Schatz aus der Nabelschnur sicherten. Für die Entnahme der neonatalen Stammzellen steht jedoch nur ein kurzes Zeitfenster unmittelbar nach der Geburt zur Verfügung. Verstreicht es ungenutzt, sind die wertvollen Stammzellen für immer verloren.

Daher wird Vita 34 nicht müde, an alle werdenden Eltern zu appellieren: Informieren Sie sich rechtzeitig über die Möglichkeiten der Einlagerung von Nabelschnurblut und Nabelschnurgewebe. Wenn Sie Fragen zum Ablauf oder zu einzelnen Produkten haben, dann können Sie sich an unsere Mitarbeiter vom Kundenservice wenden – per Mail an kundenservice@vita34.at oder telefonisch unter der kostenlosen Nummer 00800 034 00 000.

1 https://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2019/dkfz-pm-19-14-Entzuendungen-versetzen-alternde-Hirnstammzellen-in-Schlaf.php

2 https://www.deutsche-alzheimer.de/ueber-uns/presse/artikelansicht/artikel/neues-informationsblatt-der-deutschen-alzheimer-gesellschaft-alle-100-sekunden-erkrankt-in-deutsch.html und https://www.parkinson-aktuell.de/was-ist-parkinson/haeufigkeit-und-formen-von-parkinson